Naturschutzgroßprojekte und LIFE
Um dauerhaft den Erhalt, die Sicherung und Entwicklung natürlicher und naturnaher Landschaftsbestandteile, Lebensräume und deren zu schützender Tier- und Pflanzenarten zu garantieren, werden repräsentative Gebiete und Naturschutzprojekte zudem finanziell gefördert. Neben den Landesförderprogrammen - in Baden-Württemberg ist dabei vorrangig PLENUM zu nennen, das Projekt des Landes zur Erhaltung und Entwicklung von Natur und Umwelt - kommen noch Förderprogramme auf Bundes- und EU-Ebene hinzu. Als sogenannte Naturschutzgroßprojekte werden über die Bundesprogramme Chance.Natur und Biologische Vielfalt national bedeutsame Natur- und Kulturlandschaften durch das Bundesumweltministerium unterstützt. Weitere Fördermöglichkeiten bieten die europäischen Programme LIFE-Natur, LIFE+ bzw. LIFE.
Seit Anfang 2011 unterstützt das Bundesprogramm zur Biologischen Vielfalt die Umsetzung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt. Gefördert werden Projekte für die ein deutschlandweites Interesse besteht und die dazu beitragen, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig umzukehren.
Antragsteller können Akteure aus den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen sein. Das Förderprogramm ist nicht befristet und im Bundeshaushalt sind derzeit jährlich Mittel von 15 Millionen Euro vorgesehen.
Förderschwerpunkte des Programms sind:
- Arten in besonderer Verantwortung Deutschlands
- Hotspots der biologischen Vielfalt in Deutschland
- Sichern von Ökosystemdienstleistungen und
- Weitere Maßnahmen von besonderer repräsentativer Bedeutung für die Strategie.
Die Projekte können sich dabei über mehrere Bundesländer erstrecken. Aktuell werden von der Bundesregierung – unter finanzieller Beteiligung des Landes – folgende Projekte gefördert (Stand BfN Februar 2018):
- Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland (Februar 2018 abgeschlossen)
- Lebensader Oberrhein - Naturvielfalt von nass bis trocken
- Standardisierte Erfassung von Wildbienen zur Evaluierung des Bestäuberpotenzials in der Agrarlandschaft (BienABest)
Weitere Informationen
Webseite des UM zum Bundesprogramm Biologische Vielfalt
Webseite des Bundesamtes für Naturschutz zum Bundesprogramm Biologische Vielfalt
Mit dem Bundesprogramm "chance.natur - Bundesförderung Naturschutz" fördert das Bundesumweltministerium seit 1979 national bedeutsame Natur- und Kulturlandschaften als sogenannte Naturschutzgroßprojekte.
Ziel des Förderprogramms ist der dauerhafte Erhalt, die Sicherung und Entwicklung natürlicher und naturnaher Landschaftsbestandteile, historisch gewachsener Kulturlandschaften und Lebensräume zu schützender Tier- und Pflanzenarten. Naturschutzgroßprojekte unterscheiden sich von anderen Naturschutzvorhaben besonders durch ihre Großflächigkeit und Komplexität. 1989 wurde der Förderbereich durch das „Gewässerrandstreifenprogramm" erweitert, das auf die Verbesserung der ökologischen Qualität der Fließgewässer abzielt.
Die Naturschutzgroßprojekte werden zweiphasig mit einer meist dreijährigen Planungs- und einer maximal zehnjährigen Umsetzungsphase durchgeführt. Die Projektträger müssen sich zudem verpflichten, die Projektgebiete auch nach Ende der Förderung nachhaltig zu managen und dauerhaft zu sichern. Die Kernflächen der Projektgebiete werden daher meist spätestens zum Ende der jeweiligen Projektlaufzeit als Naturschutzgebiete gesichert.
In Baden-Württemberg sind bisher fünf Naturschutzgroßprojekte abgeschlossen worden, eines ist derzeit in Umsetzung (Stand BfN November 2017). Die Förderrichtlinie für die Naturschutzgroßprojekte sieht eine Förderung des Bundes bis zu 75 % der Projektkosten vor. Die restlichen 25 % teilen sich das jeweilige Bundesland und der Projektträger.
Name | Vorkommende Biotoptypen | Größe in ha | Finanzvolumen in € | Durchführungszeitraum |
Badberg-Haselschacher Buck | Kalk-Magerrasen | 136 | 0,44 Mio | 1990-1994 |
Wurzacher Ried | Hochmoor, Zwischenmoor, Niedermoor, Kalkflachmoor | 1.731 | 15 Mio | 1987-1997 |
Wollmatinger Ried | Röhricht, Streuwiesen | 767 | 1,44 Mio | 1989-1997 |
Feldberg-Belchen-Oberes Wiesental | montane Buchen-Tannen-Wälder, Fichten-Forste, Borstgrasrasen, Flügelginsterheiden, Karsee | 10.074 | 5,9 Mio | 2002-2012 |
Pfrunger-Burgweiler Ried | Grünland, Bruchwald (Bi), Hochmoor, Moorwald (Spirken, Bi) | 1.453 | 10,18 Mio | 2002-2015 |
Baar | Hochmoor, Zwischenmoor, Niedermoor, Grünland, Kalk-Magerrasen, Schluchtwälder, Buchen-Tannen-Wälder, Moderhumus-Fichten-Tannenwälder, alte Mittelwälder | 4.289 | 7,34 Mio | 2013-2028 |
Quelle: BfN (Stand: Juli 2018)
Weitere Informationen
Webseite des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) über Naturschutzgroßprojekte
Webseite des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) über Naturschutzgroßprojekte
Website des Naturschutzgroßprojekts Baar
Mit dem Programm LIFE Natur (LIFE = L' Instrument Financier pour l'Environnement) förderte die Europäische Union zwischen 1992 und 2006 Maßnahmen im Umweltbereich. Das Nachfolgeprogramm von 2007 - 2013 war LIFE+ (Life-plus). Das derzeitige Förderprogramm heißt wiederum LIFE und hat eine Laufzeit von 2014 bis 2020. LIFE hat die Aufgabe Umwelt- und Naturschutzvorhaben sowie Klimaschutzprojekte zu unterstützen.
Das Programm LIFE wird von der Europäischen Kommission verwaltet, die einmal jährlich zur Einreichung von Förderanträgen aufruft. Die Projektanträge werden von der Europäischen Kommission mit Unterstützung durch externe Experten bewertet und die besten Projekte erhalten eine Förderung.
In Baden-Württemberg wurden bisher 15 spezielle Natur- und Artenschutzprojekte gefördert. Insgesamt sind ca. 36 Mio. € in die Naturschutzmaßnahmen der nachfolgend genannten LIFE Natur- und LIFE+-Natur-Projekte geflossen.
Name | Projekt-summe | EU-Förderung | Laufzeit | |
€ | % | |||
Abgeschlossene Projekte | ||||
Wiesenlebensraum Elzwiesen / RP Freiburg | 425.037 | 212.518 | 50% | 1996-1999 |
Schutzprogramm für gefährdete Libellenarten, Schutzgemeinschaft Libellen | 156.314 | 78.157 | 50% | 1997-2000 |
Integraler Habitatschutz für Raufußhühner im Schwarzwald, FVA Freiburg | 228.651 | 114.326 | 50% | 1998-2002 |
Lebensraumverbund westlicher Untersee "Untersee life" (NABU-Beteiligung), RP Freiburg | 2.018.580 | 1.009.290 | 50% | 1999-2004 |
Sicherung und Entwicklung der Natur in der Federseelandschaft (NABU-Beteiligung), RP Tübingen | 1.662.142 | 831.071 | 50% | 1997-2002 |
Grindenschwarzwald, RP Karlsruhe | 1.786.914 | 893.457 | 50% | 2001-2005 |
Lebensraumoptimierung Blitzenreuter Seenplatte, PROREGIO Oberschwaben GmbH | 1.156.850 | 694.110 | 60% | 2002-2007 |
LIFE-Koop-Projekt "Auerwild und Tourismus in Natura 2000-Gebieten", FVA Freiburg | 60.000 | 60.000 | 100% | 2002-2004 |
"Lebendige Rheinauen bei Karlsruhe", RP Karlsruhe | 7.000.000 | 3.500.000 | 50% | 2004-2010 |
"Oberer Hotzenwald", RP Freiburg | 1.691.852 | 845.926 | 50% | 2005-2011 |
"Rohrhardsberg, Obere Elz und Wilde Gutach", RP Freiburg | 1.917.133 | 958.566 | 50% | 2006-2011 |
LIFE+ "Restauration von Habitaten im Federseemoor" (NABU-Beteiligung), RP Tübingen | 1.304.960 | 652.480 | 50% | 2009-2014 |
LIFE+ "Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren Albvorlandes und des Mittleren Remstales", RP Stuttgart | 5.183.264 | 2.591.632 | 50% | 2009-2013 |
"LIFE+-Projekt Rheinauen bei Rastatt" | 9.397.433 | 4.698.716 | 50% | 2011-2015 |
LIFE+ "LIFE rund ums Heckengäu", Landkreis BB (+LB, CW, Enzkreis) | 1.819.460 | 909.730 | 50% | 2011-2016 |
Gesamt | 35.808.591 | 18.049.979 | (rd.54%) |
Quelle: http://ec.europa.eu/environment/life/project/Projects/index.cfm (Stand Juli 2018)
Weitere Informationen
Website der EU zu LIFE
Webseite des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) zu LIFE
Website UM: LIFE-Förderung in Baden-Württemberg