null Äskulapnatter - Zamenis longissimus (Laurenti, 1768)

M. Waitzmann
M. Waitzmann
M. Waitzmann

 

Bis heute als Berufssymbol der Ärzteschaft geehrt, wurde die Äskulapnatter nach dem griechischen Gott der Heilkunst Asklepios (lat. Aesculapius) benannt. In Gestalt einer friedlichen Schlange soll er in Rom eine Pestepidemie bezwungen haben. Die ungiftige Äskulapnatter ist eine der größten und seltensten Schlangenarten Deutschlands. Sie besitzt gekielte Bauchschuppen, die das Klettern im Geäst oder an senkrechten Strukturen erleichtern. Durch ihre gelbbraune bis grauschwarze Körperfarbe und ihre ruhige Bewegungsweise ist sie gut getarnt.
Gesamtlänge: max. 180 cm
Gewicht: max. 900 g
Lebenserwartung: max. 25 Jahre
Im Odenwald besiedelt die Äskulapnatter vorwiegend freie Wiesenhänge und Streuobstwiesen. Weitere von der Art genutzte Lebensräume stellen trockene bis mäßig feuchte Standorte wie sehr lichte Laubwaldbestände, Weg- und Straßenränder, Steinbrüche, Bahndämme, Feuchtwiesen sowie Bach- und Flussufer dar.

Äskulapnattern sind zwischen Ende April und Anfang September aktiv. Sie suchen gern Trockenmauern und Holzstapel auf, da diese Strukturen auf engstem Raum Temperaturunterschiede ausbilden. Je nach Wärmebedürfnis sucht die Schlange entweder besonnte, warme oder schattige, kühlere Bereiche auf. Äskulapnattern ernähren sich vorwiegend von Mäusen und anderen Kleinsäugern, die sie durch mehrfaches Umschlingen töten. Gelegentlich werden auch Vogeleier, nestjunge Vögel und Eidechsen erbeutet. Im Mai und Juni ist Paarungszeit, vier bis sechs Wochen später erfolgt die Eiablage von 5-8 Eiern. Dazu suchen die Weibchen Stellen mit vermoderndem Laub, faulende Baumhöhlen, Kompost- oder Sägemehlhaufen auf. Nach etwa zwei Monaten schlüpfen die Jungen, die vermutlich ohne Nahrungsaufnahme überwintern.

 

Das Faltblatt "Schlangen in Gefahr - Mythos Äskulapnatter" erhalten Sie im Bestellshop der LUBW. 

Gesamtverbreitung
Das Areal der Äskulapnatter umfasst den äußersten Nordosten Spaniens, das mittlere und südliche Frankreich, Teile der Schweiz und Österreichs, Nord- und Mittelitalien, die Balkanhalbinsel und reicht nordöstlich bis ins südöstliche Polen und in die westliche Ukraine hinein. Außerhalb Europas kommt die Art isoliert vom Hauptverbreitungsgebiet an Stellen in der Türkei, in Georgien und Armenien sowie im Iran vor. In Deutschland existiert die Art isoliert im südlichen Odenwald (Baden-Württemberg, Hessen) sowie im Rheingau/Taunus (Hessen). Die Vorkommen im südöstlichen Bayern entlang der Flüsse Donau, Inn und Salzach haben Anschluss an die österreichischen Vorkommen.

Verbreitung in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg existieren nur Vorkommen im südlichen Odenwald im Grenzbereich zwischen Hessen und Baden-Württemberg. Aktuelle Vorkommen sind sowohl links als auch rechts des Neckars bekannt.

Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg

Seit Ende der 1980er Jahre werden im südlichen Odenwald kontinuierlich Maßnahmen zum Schutz der Äskulapnatter umgesetzt. Der Bestand der Äskulapnatter im baden-württembergischen Teilareal wird als stabil eingestuft. Bei dem Vorkommen im Odenwald handelt es sich um eine stark isolierte Reliktpopulation. Für diesen Vorposten ist Deutschland in besonderem Maße verantwortlich.

Rote Liste Schutzstatus Verordnungen und Richtlinien
BW D BNatSchG EG-VO 338/97
Anhang
FFH-Richtlinie
Anhang
BArtSchV
1
vom Aussterben bedroht
2
stark gefährdet
besonders
geschützt
streng
geschützt
- - IV - - -

 

Gefährdungsursachen
  • Siedlungserweiterungen
  • Nutzungsintensivierung
  • Rekultivierung von Sekundärstandorten wie Materialentnahmestellen
  • Aufforstungen vegetationsarmer Trockenstandorte
  • Ausbau des Straßennetzes
  • Wiesenmahd
  • Verlust oder Zerstörung von Eiablageplätzen und Trockenmauern
  • Direkte Verfolgung und illegales Abfangen der Tiere

Schutzmaßnahmen
  • Aufrechterhaltung einer extensiven Nutzung von Streuobst- und Feuchtwiesen
  • Erhaltung naturnaher Laubmischwälder als Überwinterungs- und Spätsommerquartiere
  • Erhaltung und Pflege von linearen Biotopstrukturen (Bahndämme, Straßenränder) als Ausbreitungswege zwischen Teilpopulationen
  • Neuanlage, Sicherung und Pflege von Trockenmauern und Eiablageplätzen
  • Ausweisung von Schutzgebieten in den Kernzonen des Verbreitungsgebietes
  • Regionale Informations- und Öffentlichkeitsarbeit

Schutzprojekte
  • Umsetzung der FFH-Richtlinie
  • Art des Zielartenkozepts Baden-Württemberg

Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Namen sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel dieser Richtlinie ist die Erhaltung der Biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems. Neben der Ausweisung von Schutzgebieten (FFH-Gebieten) für Arten des Anhangs II wird der Erhaltungszustand dieser und der Arten des Anhangs IV und V überwacht.

FFH-Gebiete
Für die Äskulapnatter, als Art des Anhangs IV, werden im Rahmen der FFH-Richtlinie keine Schutzgebiete ausgewiesen.

Erhaltungszustand

  Verbreitungsgebiet Population Habitat Zukunftsaussichten
Einzelbewertung  günstig  günstig  günstig  günstig
Gesamtbewertung  günstig

Stand: 2019

Erhaltungszustand aller FFH-Arten in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB)
 

Zusammenfassung (pdf)