null Westliche Smaragdeidechse - Lacerta bilineata Daudin, 1802

Männchen der Westlichen Smaragdeidechse (Bild: M.Waitzmann)
Typischer Lebensraum der Smaragdeidechse (Bild: M.Waitzmann)
Frisch geschlüpfte Smaragdeidechse (Bild: M.Waitzmann)

 

Mit 40 cm Länge ist die Westliche Smaragdeidechse die größte mitteleuropäische Eidechsenart. Wegen ihrer gelbgrünen bis blaugrünen Färbung wurde sie nach dem leuchtend grünen Edelstein „Smaragd" benannt. Sie besitzt eine spitze Kopfform und einen schlanken Körper. Die Körperoberseite weist bei Männchen viele kleine schwarze Punkte, bei Weibchen ein Muster aus unterschiedlich großen dunklen Flecken auf. Zur Paarungszeit sind Kopf, Kehle und Halsbereich der Männchen leuchtend blau gefärbt.
Gesamtlänge: max. 40 cm (davon entfallen 26 cm auf den Schwanz)
Gewicht: max. 55 g
Lebensdauer: max. 8 Jahre
Die Westliche Smaragdeidechse besiedelt wärmebegünstigte, südexponierte Hangbereiche unterschiedlicher Neigung, die einerseits ausreichend Versteckmöglichkeiten, optimale Luftfeuchtigkeit und andererseits Plätze zum Sonnen, z.B. auf Steinplatten und erwärmtem Boden bieten. Im Kaiserstuhl bewohnt sie vor allem strukturreiche Rebhänge und Magerrasen, seltener ist sie an Waldrändern zu finden. Wichtig ist ein Mosaik auf engstem Raum von offenen, vegetationsfreien Bereichen, krautiger Vegetation und Gebüschen, die meist Zugänge zu selbstgegrabenen Bodenhöhlen oder Nagerbauen als Nacht- und frostsichere Winterquartiere überdecken.
Die wärmeliebenden Westlichen Smaragdeidechsen sind zwischen April und September aktiv. Durch das Aufsuchen von besonnten oder beschatteten Bereichen können sie ihre Körpertemperatur regulieren. Das Beutespektrum umfasst Asseln, Schnecken, Raupen, Heuschrecken, Käfer, junge Mäuse sowie kleine Eidechsen und Schlangen. Die Paarungen finden meist im April und Mai statt. Gegen Ende Mai oder im Juni erfolgen die Eiablagen an kleinflächigen, vegetationsfreien Bodenstellen. Das Weibchen legt meist acht bis elf Eier in den 15 bis 30 cm langen, gegrabenen Gang und scharrt ihn danach zu. Die Jungtiere schlüpfen dann ab Ende August. Innerhalb einer Population existieren individuelle Reviere, die die Individuen durch Droh- und Imponiergebärden verteidigen. Dabei beißen sich die männlichen Rivalen in die Hinterköpfe, was Verletzungen nach sich ziehen kann.
Gesamtverbreitung
Das Verbreitungsgebiet der Westlichen Smaragdeidechse umfasst den Norden Spaniens, große Teile Frankreichs mit Ausnahme des äußersten Nordens und Nordostens, die südliche Schweiz sowie Italien einschließlich Sizilien. In Deutschland kommt die Art nur in Rheinland-Pfalz (Mittelrhein-, unteres Mosel- und Nahetal), Hessen (Lahntal) und in Baden-Württemberg (Oberrheintal) vor. Die Vorkommen im östlichen Brandenburg und bei Passau werden der nahe verwandten Art, der Östlichen Smaragdeidechse (Lacerta viridis) zugerechnet.

 

Verbreitung in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg gibt es heutzutage nur noch Vorkommen in der südlichen Oberrheinebene, im Bereich des Kaiserstuhls und des Tunibergs. Weitere ausgesetzte Vorkommen existieren in Stuttgart und in Tübingen am Spitzberg.

Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg

Früher gab es weitere Vorkommen am südlichen Oberrhein, die bis nach Basel reichten, mittlerweile aber erloschen sind. Die z.T. individuenreichen Bestände am Kaiserstuhl werden seit Jahren als stabil eingestuft. Dagegen sind die etwas abseits liegenden Bestände am Tuniberg relativ individuenarm. Die Bestände in Baden-Württemberg bilden weit nach Norden vorgeschobene isolierte Vorposten, für die Deutschland in besonderem Maße verantwortlich ist.

Rote Liste Schutzstatus Verordnungen und Richtlinien
BW D BNatSchG EG-VO 338/97
Anhang
FFH-Richtlinie
Anhang
BArtSchV
 1
vom Aussterben bedroht
2
stark gefährdet
besonders
geschützt
streng
geschützt
- - IV - besonders
geschützt
streng
geschützt

 

Gefährdungsursachen

  • Natürliche Verbuschung offener Habitate, zum Teil durch Nährstoffeinträge beschleunigt
  • Zunehmende Fragmentierung der Vorkommen
  • Pestizideinsatz und Düngung im konventionellen Weinbau
  • Direkte Verfolgung und illegales Abfangen von Tieren
  • Zunehmende touristische Erschließung

Schutzmaßnahmen
  • Pflege von Vorkommen, die durch natürliche Verbuschung gefährdet sind
  • Erhalt von Kleinparzellen
  • Sicherstellung naturverträglicher und gleichzeitig rentabler Bewirtschaftungsformen im Weinanbau
  • Einrichten von Ruhezonen durch Besucherlenkungskonzepte

Schutzprojekte
  • Umsetzung der FFH-Richtlinie
  • Art des Zielartenkonzepts Baden-Württemberg

Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Namen sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel dieser Richtlinie ist die Erhaltung der Biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems. Neben der Ausweisung von Schutzgebieten (FFH-Gebieten) für Arten des Anhangs II wird der Erhaltungszustand dieser und der Arten des Anhangs IV und V überwacht.

FFH-Gebiete
Für die Westliche Smaragdeidechse als Art des Anhangs IV, werden im Rahmen der FFH-Richtlinie keine Schutzgebiete ausgewiesen.

Erhaltungszustand

  Verbreitungsgebiet Population Habitat Zukunftsaussichten
Einzelbewertung  günstig  günstig  günstig  günstig
Gesamtbewertung  günstig

Stand:2019

Erhaltungszustand aller FFH-Arten in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB)

Zusammenfassung (pdf)