FFH-Lebensraumtyp 2310 – Binnendünen mit Heiden
Dieser Lebensraumtyp besteht aus von Zwergsträuchern (z. B. Heide-Ginster und Heidekraut) dominierten trockenen Heiden mit meist einzelnen Gebüschen. Er kommt auf entkalkten oder kalkarmen Binnendünen vor. Die Zwergsträucher stellen sich ein, wenn die Böden nährstoffarm, aber nicht extrem trocken sind und kein Sand mehr verweht wird. Diese Bestände können auch als Folgevegetation von Sandrasen auftreten, wenn die Standorte durch Humusanreicherung im Oberboden verändert werden und der Wasserhaushalt dadurch verbessert wird.
Biotoptypen Baden-Württembergs
Folgende Biotoptypen für die freie Landschaft, den besiedelten Bereich oder die Wälder, mit ihren Schlüsselnummern sind dem FFH-Lebensraumtyp 2310 zugeordnet:
22.30 – Offene Binnendüne (ausgenommen intensiv genutzte Binnendünen)
36.20 – Zwergstrauchheide (ausgenommen zwergstrauchreiche Schlagflächen im Wald)
Eine ausführliche Beschreibung aller Biotoptypen ist enthalten in der LUBW-Publikation
Kennzeichnende Pflanzengesellschaften
- Zwergstrauch-Gesellschaften und Borstgrasrasen (Verband Genistion)
Kennzeichnende Pflanzenarten
- Heidekraut (Calluna vulgaris)
- Heide-Ginster (Genista pilosa)
- Heidelbeere (Vaccinium myrtillus)
- Flechten-Arten (z. B. Cladonia spp.)
Binnendünen sind aufgrund ihrer Entstehung nicht ersetzbare Naturgebilde und stellen eine Besonderheit des nördlichen Oberrhein-Tieflandes dar. Dabei sind die Zwergstrauchheiden auf Binnendünen ebenso wie die offenen Dünen allgemein besonders selten. Binnendünen sind nach Landesnaturschutzgesetz (NatSchG) bzw. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) geschützt.
Gesamtverbreitung
Die Verbreitung von Binnendünen mit Heiden beschränkt sich in der Europäischen Union auf die kontinentale und atlantische, biogeographische Region Deutschlands, der Niederlande und Belgiens.
In Deutschland haben Binnendünen mit Heiden ihren Verbreitungsschwerpunkt im Westen und dort vor allem im Münsterland und der Lüneburger Heide. Im Osten Deutschlands sind ihre Bestände insbesondere in Flusstälern wie der Elbe-Mulde Niederung, in den sandigen Heide- und Seenlandschaften Brandenburgs und der Mecklenburger Seenplatte verbreitet.
Verbreitung in Baden-Württemberg
Der Lebensraumtyp kommt in Baden-Württemberg nur auf Binnendünen des nördlichen Oberrhein-Tieflandes vor. Ein Beispiel für ein Vorkommen von Zwergstrauchheiden auf einer Binnendüne sind die Dünen bei Schwetzingen. 2018 beträgt die gemeldete LRT-Gesamtfläche 3 ha. Die Bestände des LRT liegen nahezu vollständig in FFH-Gebieten
Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg
Das Verbreitungsgebiet und die Fläche des LRT 2310 sind stabil. Durch laufende Pflege- und Schutzbemühungen, wie z. B. die Waldauflichtung, können neue Entwicklungsflächen entstehen. Die Zukunftsaussichten sind durch neu geöffnete Dünenstandorte und gute Potenzialflächen als positiv zu bewerten.
Rote Liste Biotoptypen | Schutzstatus | FFH-Richtlinie |
Baden-Württemberg | Baden-Württemberg | Anhang |
|
| I |
Gefährdungsursachen
- Nutzungsintensivierung (z. B. Melioration mit anschließender Kalkung und Düngung der Fläche)
- Nutzungsänderung (z. B. Umwandlung in Äcker für den Spargelanbau, Aufforstung)
- Freizeitaktivitäten außerhalb markierter Wege (z.B. Motocross sowie Mountainbiking oder Reitsport)
- Eintrag von Nährstoffen (insbesondere Stickstoff) aus angrenzenden Flächen oder über die Luft
Schutzmaßnahmen
- Wiedereinführung traditioneller Nutzungsformen (z.B. Schafbeweidung) oder Einführung von Pflegemaßnahmen
- Entbuschung selten genutzter Sandheiden; Entfernen von Gehölzen
- Exemplarisch/kleinräumig: Einführen des traditionellen Abplaggens von Heide zur Schaffung von Pionierstadien
- Reduktion der Freizeitaktivitäten durch Konzepte zur Besucherlenkung, sofern noch nicht vorhanden (z.B. Nutzung von Wege nur in trittunempfindlichen Bereichen, Rückbau/Sperrung von Wegen in empfindlichen Bereichen)
- Bei Beweidung: Einrichtung des Pferchs (aufgrund der nur geringen Flächenanteile in Baden-Württemberg) immer außerhalb des FFH-Lebensraumtyps
- Einrichtung von Pufferzonen zur Verhinderung von Nähr- und Schadstoffeinträgen
- Umsetzung der FFH-Richtlinie
- Naturschutzprojekt „Badische Binnendünen"
- BUND-Hotspot Projekt „Lebensader Oberrhein"
Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Name sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems für die Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhangs II der Richtlinie. Außerdem werden die Erhaltungszustände der Lebensraumtypen und Arten (Anhang II, IV, V) überwacht.
FFH-Gebiete
Karten und Steckbriefe (mit Angabe der Flächengröße, den vorkommenden LRT und Arten etc.) zu den FFH-Gebieten erhalten Sie im Daten- und Kartendienst der LUBW
Erhaltungszustand des Lebensraumtyps in Baden-Württemberg
Verbreitungsgebiet | Fläche | Strukturen und Funktionen | Zukunftsaussichten | |
---|---|---|---|---|
Einzelbewertung | ungünstig-schlecht | ungünstig-schlecht | günstig | günstig |
Gesamtbewertung | ungünstig-schlecht |
Stand 2018
Weitere Informationen zu den Erhaltungszuständen der FFH-Lebensraumtypen erhalten Sie auf den Natura 2000-Internetseiten der LUBW.
Erhaltungszustand aller FFH-Lebensraumtypen in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB)
LUBW-Fachpublikation „Beeinträchtigung von FFH-Gebieten": Naturschutz-Praxis, Natura 2000: Beeinträchtigungen, Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen von Lebensraumtypen und Lebensstätten von Arten zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Baden-Württemberg – 1. Auflage 2002)
Steckbrief des FFH-Lebensraumtyps 2310 als PDF: PDF