FFH-Lebensraumtyp 2330 - Binnendünen mit Magerrasen
Dieser Lebensraumtyp besteht aus sehr lückigen Beständen von Silbergras und Kleinschmielen auf bodensauren, offenen Binnendünen. Zu ihm werden auch ausdauernde, lückige Sandtrockenrasen mit Rotem Straußgras gezählt.
Biotoptypen Baden-Württembergs
Folgende Biotoptypen für die freie Landschaft, den besiedelten Bereich oder die Wälder, mit ihren Schlüsselnummern sind dem FFH-Lebensraumtyp 2330 zugeordnet:
- 22.30 - Offene Binnendüne (ausgenommen intensiv genutzte Binnendünen)
- 36.62 - Sandrasen kalkfreier Standorte
Eine ausführliche Beschreibung aller Biotoptypen ist enthalten im
Datenschlüssel Baden-Württemberg: "Arten, Biotope, Landschaft - Schlüssel zum Erfassen, Beschreiben, Bewerten".
Kennzeichnende Pflanzengesellschaften
- Verbände Thero-Airion, Corynephorion und Sileno conicae-Cerastion semidecandri
Kennzeichnende Pflanzenarten
- Schmielenhafer-Arten (Aira spp.)
- Sand-Grasnelke (Armeria elongata)
- Federschwingel-Arten (Vulpia spp.)
- Sand-Straußgras (Agrostis vinealis)
- Silbergras (Corynephorus canescens)
- Filzkraut-Arten (Filago spp.)
- Mäusewicke (Ornithopus perpusillus)
Binnendünen stellen eine Besonderheit des nördlichen Oberrhein-Tieflandes dar. Offene mit Sandrasen bewachsene Dünen sind nur noch in Restflächen vorhanden und daher besonders selten. Die Bestände sind aufgrund ihrer kleinflächigen Vorkommen besonders schutzbedürftig. Neben den genannten Pflanzenarten gibt es sehr viele spezialisierte Insekten in diesem Lebensraumtyp. Binnendünen sind nach Landesnaturschutzgesetz (NatSchG) bzw. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) geschützt.
Gesamtverbreitung
Binnendünen mit Magerrasen sind fast in der gesamten atlantischen, kontinentalen und borealen Region in den Nordischen Ländern der EU verbreitet. Sie kommen außerdem in Frankreich, Portugal und der kontinentalen Region Italiens vor.
Das Hauptverbreitungsgebiet der Binnendünen mit Magerrasen in Deutschland befindet sich in den Tiefländern im Nordwesten und Nordosten. Im Osten Deutschlands sind die Hauptvorkommen in den großen Flusstälern wie der Elbe-Mulde Niederung, in den sandigen Heide- und Seenlandschaften Brandenburgs und der Mecklenburger Seenplatte.

- 2018 gemeldete LRT-Gesamtfläche: 85 ha
- der überwiegende Teil der Bestände des LRT liegt in FFH-Gebieten
Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg
Die Zukunftsaussichten dieses LRT sind positiv. Neue Dünenstandorte werden durch Pflegemaßnahmen geöffnet und es sind gute Potenzialflächen verfügbar. Die Maßnahmen helfen dabei, Beeinträchtigungen und Gefährdungen auszugleichen. Die Öffnung neuer Flächen hält sich mit Verbuschungen und Eutrophierungen im Gleichgewicht.
Rote Liste Biotoptypen | Schutzstatus | FFH-Richtlinie |
Baden-Württemberg | Baden-Württemberg | Anhang |
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Stand 2019
Gefährdungsursachen- Eintrag von Nährstoffen (insbesondere Stickstoff) aus angrenzenden Flächen, über die Luft, über Abfälle sowie auch z.B. durch Hundekot
- Rohstoffgewinnung (Sandabbau)
- Freizeitaktivitäten außerhalb markierter Wege (z.B. Motocross sowie Mountainbiking oder Reitsport)
- Nutzungsintensivierung (z.B. Melioration mit anschließender Kalkung und Düngung der Fläche)
- Nutzungsänderung (z.B. Umwandlung in Äcker, Aufforstung)
- Invasive gebietsfremde Arten
- Wiedereinführung traditioneller Nutzungsformen (z.B. Schafbeweidung) oder Weiterführung / Einführung von Pflegemaßnahmen
- Schaffung offener Sandbereiche (Pionierstandorte) durch gezielte Störungen auf ausgewählten Teilflächen
- Entfernen von Gehölzen (vor allem Birken- und Kiefernanflug)
- Bei Beweidung: Einrichtung des Pferchs immer außerhalb des FFH-Lebensraumtyps
- Einrichtung von Pufferzonen zwecks Verhinderung möglicher Nährstoffeinträge
- Reduktion der Freizeitaktivitäten durch Konzepte zur Besucherlenkung, sofern noch nicht vorhanden (z.B. Nutzung von Wegen nur in trittunempfindlichen Bereichen, Rückbau / Sperrung von Wegen in empfindlichen Bereichen)
- Umsetzung der FFH-Richtlinie
- Naturschutzprojekt "Badische Binnendünen"
- BUND-Hotspot Projekt "Lebensader Oberrhein"
FFH-Erhaltungszustand
Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Name sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems für die Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhangs II der Richtlinie. Außerdem werden die Erhaltungszustände der Lebensraumtypen und Arten (Anhang II, IV, V) überwacht.
FFH-Gebiete
Karten und Steckbriefe (mit Angabe der Flächengröße, den vorkommenden LRT und Arten etc.) zu den FFH-Gebieten erhalten Sie im Daten- und Kartendienst der LUBW.
Erhaltungszustand des Lebensraumtyps in Baden-Württemberg
Verbreitungsgebiet | Fläche | Strukturen und Funktionen | Zukunftsaussichten | |
Einzelbewertung | günstig | ungünstig-unzureichend | günstig | ungünstig-unzureichend |
Gesamtbewertung | ungünstig-unzureichend |
Stand 2018
Weitere Informationen zu den Erhaltungszuständen der FFH-Lebensraumtypen erhalten Sie auf den Natura 2000-Internetseiten der LUBW.
Erhaltungszustand aller FFH-Lebensraumtypen in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB)
Beeinträchtigung von FFH-Gebieten Naturschutz-Praxis, Natura 2000: Beeinträchtigungen, Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen von Lebensraumtypen und Lebensstätten von Arten zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Baden-Württemberg - 1. Auflage 2002)