FFH-Lebensraumtyp 3160 - Dystrophe Seen
Der Lebensraumtyp beinhaltet nährstoffarme Stillgewässer, die durch Huminsäuren bräunlich gefärbt sind (Moorseen, Moorkolke, Randlaggs etc.). Die Moorgewässer weisen meist einen niedrigen pH-Wert auf. Die Huminsäuren stammen in der Regel aus darunter liegenden Torfsubstraten oder umgebenden Mooren.
Biotoptypen Baden-Württembergs
Folgende Biotoptypen für die freie Landschaft, den besiedelten Bereich oder die Wälder, mit ihren Schlüsselnummern sind dem FFH-Lebensraumtyp 3160 zugeordnet:- 13.11 - Natürliches Stillgewässer im Moorbereich
- 13.12 - Anthropogenes Stillgewässer im Moorbereich
- 31.20 - Natürliches Übergangs- oder Zwischenmoor
Eine ausführliche Beschreibung aller Biotoptypen ist enthalten im
Datenschlüssel Baden-Württemberg: "Arten, Biotope, Landschaft - Schlüssel zum Erfassen, Beschreiben, Bewerten".
- Wasserpflanzengesellschaften: Verband Sphagno-Utricularion
- Kleiner Wasserschlauch (Utricularia minor)
- Weiße Schnabelbinse (Rhynchospora alba)
- Braune Schnabelbinse (Rhynchospora fusca)
- Zwerg-Igelkolben (Sparganium minimum)
- viele Torfmoos-Arten (Sphagnum spp.)
- weitere Moosarten z.B. Drepanocladus fluitans und Scorpidium scorpioides
Moorgewässer sind extrem nährstoffarme Gewässer, die spezialisierten, seltenen Arten (z.B. Moorlibellen) einen Lebensraum bieten.Da in der Vergangenheit viele Moore und Riede trockengelegt und abgetorft wurden, gibt es nur noch wenige naturnahe dystrophe Seen, weshalb die noch vorhandenen unser besonderes Augenmerk verdienen. Dystrophe Seen sind nach Landesnaturschutzgesetz (NatSchG) bzw. Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG) geschützt.
Gesamtverbreitung
Dystrophe Seen sind in der Europäischen Union weit verbreitet. Im Norden fehlen sie nur in Luxemburg und der atlantischen Region Belgiens. Im Süden finden sie keine Verbreitung in Griechenland, der kontinentalen Region Italiens und Belgiens sowie der alpinen Region Rumäniens.
Dystrophe Seen sind in Deutschland selten aber in Form kleiner Gewässer weit verbreitet. Das natürliche Hauptverbreitungsgebiet sind die Moorlandschaften in den Norddeutschen Niederungen und den alpinen Vorgebirgen.
Verbreitung in Baden-Württemberg
Schwerpunkte der Verbreitung dieses seltenen Lebensraumes liegen in Baden-Württemberg im Alpenvorland und im Schwarzwald. Hierunter fallen alle natürlichen Moorseen und z.T. auch Torfabbauweiher, aber in aller Regel nicht die Fischweiher in den genannten Regionen.- 2018 gemeldete LRT-Gesamtfläche: 70 ha
- Alle bekannten Bestände des LRT liegen in FFH-Gebieten
Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg
Das Verbreitungsgebiet und die Fläche des LRT 3160 sind stabil. Durch Wiedervernässungsprojekte in großen Hochmoorbereichen nimmt die Fläche des LRT teilweise zu. Neben den großen intakten Gewässern gibt es gleichzeitig auch viele kleine, welche in nur minderer Qualität vorkommen. Diese kleineren Bestände können schlechter vor Eutrophierung geschützt werden, da sie über eine geringe Pufferzone verfügen.
Rote Liste Biotoptypen | Schutzstatus | FFH-Richtlinie |
Baden-Württemberg | Baden-Württemberg | Anhang |
|
| I |
Stand 2019
Gefährdungsursachen
- Nährstoff-, Pflanzenschutzmittel-, Schadstoffeintrag
- Freizeitaktivitäten (Wandern abseits der Wege, Lagern, Zelten, Baden)
- Veränderungen des standorttypischen Wasserhaushaltes (z.B. jede Form der Entwässerung, auch im Umfeld)
- Einleitung mineralstoffhaltigen Wassers
- Torfabbau
- Einrichtung von Pufferzonen zur Verhinderung von Nähr- und Schadstoffeinträgen
- Reduktion der Freizeitaktivitäten durch Konzepte zur Besucherlenkung (Sperrung und Rückbau von Bohlenwegen, falls negative Effekte für den Lebensraumtyp erkennbar werden (z.B. Eutrophierung durch Müllablagerungen)
- Ggf. Wiederherstellung des typischen Wasserregimes bei hydrologisch beeinträchtigten Seen und deren Umgebung
- Verwendung von autochthonem Material auf zuführenden Wegen
- Umsetzung der FFH-Richtlinie
FFH-Erhaltungszustand
Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Name sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems für die Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhangs II der Richtlinie. Außerdem werden die Erhaltungszustände der Lebensraumtypen und Arten (Anhang II, IV, V) überwacht.
FFH-Gebiete
Karten und Steckbriefe (mit Angabe der Flächengröße, den vorkommenden LRT und Arten etc.) zu den FFH-Gebieten erhalten Sie im Daten- und Kartendienst der LUBW.
Erhaltungszustand des Lebensraumtyps in Baden-Württemberg
Verbreitungsgebiet | Fläche | Strukturen und Funktionen | Zukunftsaussichten | |
Einzelbewertung | günstig | günstig | ungünstig-unzureichend | ungünstig-unzureichend |
Gesamtbewertung | ungünstig-unzureichend |
Stand 2018
Weitere Informationen zu den Erhaltungszuständen der FFH-Lebensraumtypen erhalten Sie auf den Natura 2000-Internetseiten der LUBW.
Erhaltungszustand aller FFH-Lebensraumtypen in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB)
Beeinträchtigung von FFH-Gebieten Naturschutz-Praxis, Natura 2000: Beeinträchtigungen, Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen von Lebensraumtypen und Lebensstätten von Arten zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Baden-Württemberg - 1. Auflage 2002)