FFH-Lebensraumtyp 4030 - Trockene Heiden

LRT 4030 Trockene Heide im NSG Schauinsland

Dieser Lebensraumtyp umfasst gehölzarme Heiden, die auf silikatischem bzw. oberflächig entkalktem Untergrund von Zwergstraucharten dominiert werden. Dazu gehören Heiden des Flachlandes sowie Bergheiden der höheren Lagen. Dieser Heidetyp wächst auf nährstoffarmen, sauren Böden mit frischem bis trockenem Wasserhaushalt.

Biotoptypen Baden-Württembergs

Folgende Biotoptypen für die freie Landschaft, den besiedelten Bereich oder die Wälder, mit ihren Schlüsselnummern sind dem FFH-Lebensraumtyp 4030 zugeordnet:
  • 36.10 - Feuchtheide
  • 36.20 - Zwergstrauchheide (ausgenommen zwergstrauchreiche Schlagflächen im Wald)

Eine ausführliche Beschreibung aller Biotoptypen ist enthalten im
Datenschlüssel Baden-Württemberg: "Arten, Biotope, Landschaft - Schlüssel zum Erfassen, Beschreiben, Bewerten".

 

Kennzeichnende Pflanzengesellschaften

  • Verband Genistion, Rasenbinsen-Gesellschaft (Sphagno compacti-Trichophoretum germanici)   
Kennzeichnende Pflanzenarten
  • Heidekraut (Calluna vulgaris)
  • Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa
  • Heidelbeere (Vaccinium myrtillus)
  • Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea)
  • Heide-Ginster (Genista pilosa)
  • Harzer Labkraut (Galium saxatile)
  • Flechten der Gattung Cladonia

Durch die Nährstoffarmut der Standorte stellen trockene Heiden einen wichtigen Lebensraum für zahlreiche hochspezialisierte und deshalb oft gefährdete Tier- und Pflanzenarten dar. Trockene Heiden sind nach Landesnaturschutzgesetz (NatSchG) bzw. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) geschützt.

Gesamtverbreitung

Trockene Heiden sind in der gesamten EU außer in den Mitgliedstaaten Südosteuropas und der alpinen Region Polens, Schwedens und Finnlands verbreitet.

In Deutschland sind Trockene Heiden häufig anzutreffen. Besonders ausgeprägte Vorkommen finden sich im Nordosten und -westen Deutschlands und z.T. in den Mittelgebirgen.
VerbreitungskarteVerbreitung in Baden-Württemberg

Die Schwerpunkte der Verbreitung des Lebensraumtyps liegen im Schwarzwald und im Odenwald. Weitere Vorkommen treten in den Naturräumen Spessart, Stromberg, Baar, Schwäbisch-Fränkische Waldberge und Schwäbische Alb auf.
  • 2018 gemeldete LRT-Gesamtfläche: 600 ha
  • der überwiegende Teil der Bestände des LRT liegt in FFH-Gebieten

Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg

Die Verbreitung und Fläche des LRT 4030 ist besonders in den Randbereichen des Areals stark von der Landnutzung abhängig. An der Grenze zu Borstgrasrasen nimmt der LRT zu, während er an der Grenze zu Wald oft abnimmt. Ursache dafür ist die Verbuschung der Flächen, welche aufgrund fehlender extensiver Landnutzung eintritt. Daher sind Pflegemaßnahmen in Schutzgebieten besonders wichtig. Dies bedeutet jedoch besonders für kleinere, nicht in Schutzgebieten gelegene Heideflächen schlechte Zukunftsaussichten. Eine Bruttoflächenkartierung ist geplant, deren Ergebnisse sich positiv auf den Erhalt des LRT auswirken könnten.

Rote Liste Biotoptypen Schutzstatus FFH-Richtlinie
Baden-Württemberg Baden-Württemberg Anhang
  • Biotoptyp 36.10: stark gefährdet
  • Biotoptyp 36.20: gefährdet
  • gesetzlich geschützte Biotope nach NatSchG bzw. BNatSchG
I

Stand 2019

Gefährdungsursachen

  • Nutzungsintensivierung (z.B. Melioration mit anschließender Kalkung; Düngung der Fläche insbesondere mit Stickstoff, Ausbringen von Gülle)
  • Nutzungsänderungen (z.B. Umbruch, Aufforstung, Aufgabe der Nutzung) 
  • Intensive Freizeitaktivitäten (z.B. Motocross sowie Mountainbiking oder Reitsport außerhalb markierter Wege)
  • Ablagerungen (z.B. Schlagabraum, Rindenabfälle, Schnittgut, Gartenabfälle, landwirtschaftliche Abfälle etc.)
  • Invasive gebietsfremde Arten
Schutzmaßnahmen
  • Einrichtung des Pferchs außerhalb des FFH-Lebensraumtyps
  • Einrichtung von Pufferzonen zur Verhinderung von Nähr- und Schadstoffeinträgen
  • Exemplarisch/kleinräumig: Einführen des traditionellen Abplaggens von Heide (Schaffung von Pionierstadien)
  • Entbuschung selten genutzter Heiden; Entfernen von Gehölzen
  • Erarbeitung eines Biotophilfskonzept im Schwarzwald
Schutzprojekte
  • Umsetzung der FFH-Richtlinie

FFH-Erhaltungszustand

Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Name sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems für die Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhangs II der Richtlinie. Außerdem werden die Erhaltungszustände der Lebensraumtypen und Arten (Anhang II, IV, V) überwacht.

FFH-Gebiete

Linksymbol zum Daten- und Kartendienst der LUBW

Karten und Steckbriefe (mit Angabe der Flächengröße, den vorkommenden LRT und Arten etc.) zu den FFH-Gebieten erhalten Sie im Daten- und Kartendienst der LUBW.

 

Erhaltungszustand des Lebensraumtyps in Baden-Württemberg

  Verbreitungs­gebiet Fläche Strukturen und Funktionen Zukunfts­aussichten
Einzelbewertung ungünstig-unzureichend ungünstig-unzureichend ungünstig-schlecht ungünstig-schlecht
Gesamtbewertung ungünstig-schlecht

Stand 2018

Weitere Informationen zu den Erhaltungszuständen der FFH-Lebensraumtypen erhalten Sie auf den Natura 2000-Internetseiten der LUBW.

Erhaltungszustand aller FFH-Lebensraumtypen in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB)

Beeinträchtigung von FFH-Gebieten Naturschutz-Praxis, Natura 2000: Beeinträchtigungen, Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen
von Lebensraumtypen und Lebensstätten von Arten zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Baden-Württemberg - 1. Auflage 2002)

Steckbrief des Lebensraumtyps 4030 als PDF: PDF