FFH-Lebensraumtyp 6430 - Feuchte Hochstaudenfluren
Dieser Lebensraumtyp umfasst die Hochstaudenfluren und Hochgrasfluren an feuchten und nährstoffreichen Standorten der Gewässerufer und Waldränder. Die Vegetationsbestände werden meist nicht genutzt oder nur ab und zu gemäht.
Biotoptypen Baden-Württembergs
Folgende Biotoptypen für die freie Landschaft, den besiedelten Bereich oder die Wälder, mit ihren Schlüsselnummern sind dem FFH-Lebensraumtyp 6430 zugeordnet:- 35.41 - Hochstaudenflur quelliger, sumpfiger oder mooriger Standorte
- 35.42 - Gewässerbegleitende Hochstaudenflur
- 35.43 - Hochstaudenflur hochmontaner Lagen
Eine ausführliche Beschreibung aller Biotoptypen ist enthalten im
Datenschlüssel Baden-Württemberg: "Arten, Biotope, Landschaft - Schlüssel zum Erfassen, Beschreiben, Bewerten".
Kennzeichnende Pflanzengesellschaften
- Verbände Filipendulion, Aegopodion podagrariae, Galio-Alliarion, Senecion fluviatilis, Convolvulion sepium, Calamagrostion arundinaceae sowie Adenostylion alliariae
- Uferbegleitende Hochstauden: Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus), Kohldistel (Cirsium oleraceum), Berg-Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum), Zottiges Weidenröschen(Epilobium hirsutum), Fluss-Greiskraut (Senecio sarracenicus), Mädesüß (Filipendula ulmaria), Blutweiderich (Lythrum salicaria), Gewöhnlicher Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris)
- Hochmontane Hochstauden: Gelber Eisenhut (Aconitum vulparia), Blauer Eisenhut (Aconitum napellus), Grauer Alpendost (Adenostyles alliariae), Alpen-Milchlattich (Cicerbita alpina), Großblütiger Fingerhut (Digitalis grandiflora), Eisenhutblättriger Hahnenfuß (Ranunculus aconitifolius)
Die feuchten Hochstaudenfluren bieten zahlreichen Arten einen Lebensraum, so auch dem Großen Feuerfalter (Lycaena dispar), der im Anhang II der FFH-Richtlinie genannt ist. Weil Hochstaudenfluren sich oft linienartig an Gewässern oder Wäldern entlangziehen, kommt ihnen als verbindender Lebensraum eine besondere Bedeutung in der Biotopvernetzung zu. Von hohem Naturschutzwert sind die hochmontanen Hochstaudenfluren mit ihrer an diese Höhenlage angepassten Flora (z.B. der Alpen-Milchlattich und der Graue Alpendost). Feuchte Hochstaudenfluren sind teilweise nach Landesnaturschutzgesetz (NatSchG) bzw. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) geschützt.
Gesamtverbreitung
Der Lebensraumtyp feuchte Hochstaudenfluren ist EU-weit und in allen biogeographischen Regionen verbreitet.
Feuchte Hochstaudenfluren sind fast in ganz Deutschland verbreitet und sind auch oberhalb der Baumgrenze in den Alpen zu finden.
Verbreitung in Baden-Württemberg
Die Schwerpunkte der Verbreitung des Lebensraumtyps liegen für feuchte Hochstaudenfluren entlang der Gewässer. Montane bis subalpine Hochstaudenfluren sind nur in den höchsten Lagen des Landes (Süd- und Nordschwarzwald, Adelegg, Schwäbische Alb) zu finden.- 2018 gemeldete LRT-Gesamtfläche: 800 ha
- etwa ein Viertel der Bestände des LRT liegt in FFH-Gebieten
Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg
Das Verbreitungsgebiet des LRT 6430 hat sich seit 1994 nicht verändert. Die gemeldete Fläche ist aufgrund einer verbesserten Datengrundlage und dem Anwenden einer neuen Methode geringer als im Jahre 2012. Es sind Flächenrückgänge aufgrund von Neophytenbeständen und Eutrophierung zu verzeichnen, allerdings werden diese durch Rückbaumaßnahmen von Gewässern ausgeglichen. Eutrophierung und die Ausbreitung der Neophyten haben auch negative Auswirkungen auf die Struktur und Funktion des LRT. So sind seine Zukunftsaussichten derzeit unzureichend.
Rote Liste Biotoptypen | Schutzstatus | FFH-Richtlinie |
Baden-Württemberg | Baden-Württemberg | Anhang |
|
| I |
Stand 2019
Gefährdungsursachen
- Befahren/Durchfahren (z.B. mit Rückeschleppern, Traktoren etc.)
- Nur bei Hochstaudenfluren an Gewässern: Gewässer- und Uferausbau und -unterhaltung, Eindeichungen, Entwässerungen
- Invasive gebietsfremde Arten
- Montane bis subalpine Hochstaudenfluren können durch Nadelholzaufforstungen stark beeinträchtigt werden
- Veränderungen der Hydrologie
- Insbesondere montane-alpine Hochstaudenfluren (Subtyp 6432): Einrichtung von Pufferzonen zu forstwirtschaftlichen Nutzflächen
- Entwicklung von gestuften (Wald, Mantelgebüsch, Waldsaum) Waldinnen- und -außensäumen
- Ggf. Entfernen von Gehölzjungwuchs (insbesondere bei montanen-alpinen Hochstaudenfluren (Subtyp 6432) feuchter Standorte aus Gründen des Pflanzenartenschutzes)
- Entwicklung ausreichend breit bemessener Randstreifen (z.B. an Fließgewässern)
- Zukünftiges Gewässerrandstreifenprogramm
- Umsetzung der FFH-Richtlinie
- LIFE+ Natur Projekt „Restauration von Habitaten im Federseemoor"
- Biosphärengebiet Schwäbische Alb
FFH-Erhaltungszustand
Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Name sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems für die Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhangs II der Richtlinie. Außerdem werden die Erhaltungszustände der Lebensraumtypen und Arten (Anhang II, IV, V) überwacht.
FFH-Gebiete
Karten und Steckbriefe (mit Angabe der Flächengröße, den vorkommenden LRT und Arten etc.) zu den FFH-Gebieten erhalten Sie im Daten- und Kartendienst der LUBW.
Erhaltungszustand des Lebensraumtyps in Baden-Württemberg
Verbreitungsgebiet | Fläche | Strukturen und Funktionen | Zukunftsaussichten | |
Einzelbewertung | günstig | ungünstig-unzureichend | ungünstig-unzureichend
| ungünstig-unzureichend |
Gesamtbewertung | ungünstig-unzureichend |
Stand 2018
Weitere Informationen zu den Erhaltungszuständen der FFH-Lebensraumtypen erhalten Sie auf den Natura 2000-Internetseiten der LUBW.
Erhaltungszustand aller FFH-Lebensraumtypen in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB)
Beeinträchtigung von FFH-Gebieten Naturschutz-Praxis, Natura 2000: Beeinträchtigungen, Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen
von Lebensraumtypen und Lebensstätten von Arten zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Baden-Württemberg - 1. Auflage 2002)