FFH-Lebensraumtyp 6510 - Magere Flachland-Mähwiesen
In diesem Lebensraumtyp sind artenreiche, wenig gedüngte, extensiv (ein- bis zweimähdig) bewirtschaftete Mähwiesen im Flach- und Hügelland zusammengefasst. Dies schließt sowohl trockene (z.B. Salbei-Glatthaferwiese) als auch frisch-feuchte Mähwiesen ein. Im Gegensatz zum Intensivgrünland sind diese Wiesen blütenreich. Der erste Heuschnitt erfolgt nicht vor der Hauptblütezeit der Gräser. Die Schwerpunktvorkommen dieses Wiesentyps befinden sich bei europaweiter Betrachtung in Südwestdeutschland.
Biotoptypen Baden-Württembergs
Folgende Biotoptypen für die freie Landschaft, den besiedelten Bereich oder die Wälder, mit ihren Schlüsselnummern sind dem FFH-Lebensraumtyp 6510 zugeordnet:
- 33.43 - Magerwiese mittlerer Standorte
Eine ausführliche Beschreibung aller Biotoptypen ist enthalten im
Datenschlüssel Baden-Württemberg: "Arten, Biotope, Landschaft - Schlüssel zum Erfassen, Beschreiben, Bewerten".
Kennzeichnende Pflanzengesellschaften
- Verband Arrhenatherion
Kennzeichnende Pflanzenarten
- Glatthafer (Arrhenatherum elatius)
- Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis)
- Wilde Möhre (Daucus carota)
- Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)
- Wiesen-Pippau (Crepis biennis)
- Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis)
- Acker-Witwenblume (Knautia arvensis)
- Margerite (Leucanthemum vulgare)
- Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea)
- Frauenmantel-Arten (Alchemilla spp.)
- Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)
- Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis)
- Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris)
- Großer Klappertopf (Rhinanthus angustifolius)
- Wiesen-Glockenblume (Campanula patula)
- Flaumiger Wiesenhafer (Helictotrichon pubescens)
Magere Glatthaferwiesen bieten mit ihrer Vielzahl an Kräutern, dem lückigen Aufbau und einer ausgeprägten Vertikalstruktur Lebensraum für viele Tierarten. Besondere Bedeutung besitzen die mageren Wiesen für die Tagfalter. Sie bieten Lebensraum für die im Anhang II der FFH-Richtlinie genannten Arten Großer Feuerfalter (Lycaena dispar) und Heller Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling (Maculinea teleius). Die mageren Glatthaferwiesen tragen mit ihrem Blütenreichtum zur Bereicherung des Landschaftsbildes bei und sind zusätzlich von kulturhistorischer Bedeutung. Da die badenwürttembergischen Glatthaferwiesen eine besondere Artenausstattung besitzen und in ihren Ausprägungen besonders vielfältig sind, kommt ihnen eine europaweit herausragende Bedeutung zu.
Gesamtverbreitung
Magere Flachlandmähwiesen sind in der gesamten Europäischen Union außer in Dänemark und der alpinen Region Schwedens und Finnlands verbreitet.
Magere Flachland-Mähwiesen sind in fast allen Teilen Deutschlands verbreitet. Im Norden kommen sie vor allem in küstennahen Gebieten vor, sind jedoch weniger verbreitet und artenärmer als in Süddeutschland. Gut ausgeprägte Bestände des Lebensraumtyps sind in der Schwäbischen und Fränkischen Alb sowie in den Alpenausläufern zu finden.
Verbreitung in Baden-Württemberg
Der Lebensraumtyp kommt in allen Naturräumen Baden-Württembergs vor, nimmt aber qualitativ und quantitativ ab.
- 2018 gemeldete LRT-Gesamtfläche: 54.000 ha
- über ein Drittel der Bestände des LRT liegt in FFH-Gebieten
Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg
Während es keine Veränderungen im Verbreitungsgebiet des LRT gibt, zeigt sich eine Flächenabnahme von Mageren Flachlandmähwiesen. Viele Flächen befinden sich in einem schlechten Zustand. Ursachen dafür sind die Intensivierung der Landwirtschaft und der Umstand, dass Schutzmaßnahmen nur mäßig greifen. Die traditionelle Nutzung der mageren Flachland-Mähwiesen als Heuwiese ist ohne Förderung nicht mehr rentabel. So kommt es zu einer Veränderung der landwirtschaftlichen Nutzung, auf die der LRT angewiesen ist.
Rote Liste Biotoptypen | Schutzstatus | FFH-Richtlinie |
Baden-Württemberg | Baden-Württemberg | Anhang |
| I |
Stand 2019
Gefährdungsursachen
- Nutzungsänderungen (z.B. Umbruch, Melioration, Aufforstung, Umstellung auf Weidewirtschaft, Aufgabe der Nutzung)
- Nutzungsintensivierung (z.B. Erhöhung der Schnitthäufigkeit, Erhöhung der Besatzdichte bei Nachbeweidung)
- Entwässerungsmaßnahmen bei feuchten Ausbildungen
- Düngung über eine Erhaltungsdüngung hinaus
- Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (außer bei speziellen Problemen)
Schutzmaßnahmen
- Verzicht auf Düngung (insbesondere bei besonders artenreichen Beständen und im Komplex mit den Lebensraumtypen 6210, 6230, 6410, 6430)
- Exemplarische Einführung/Aufrechterhaltung weiterer traditioneller Bewirtschaftungsformen (z.B. Wässerwiesenwirtschaft)
- Entfernen der Gehölze bei verbuschenden Beständen
- Abräumen des Schnittgutes
- Bei intensiver genutzten, weniger artenreichen Beständen: ggf. Aushagerung des Standortes durch Erhöhung der Anzahl der Schnitte
Schutzprojekte
- Umsetzung der FFH-Richtlinie
- Biosphärengebiet Schwäbische Alb
Literatur
FFH-Erhaltungszustand
Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Name sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems für die Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhangs II der Richtlinie. Außerdem werden die Erhaltungszustände der Lebensraumtypen und Arten (Anhang II, IV, V) überwacht.
FFH-Gebiete
Karten und Steckbriefe (mit Angabe der Flächengröße, den vorkommenden LRT und Arten etc.) zu den FFH-Gebieten erhalten Sie im Daten- und Kartendienst der LUBW.
Erhaltungszustand des Lebensraumtyps in Baden-Württemberg
Verbreitungsgebiet | Fläche | Strukturen und Funktionen | Zukunftsaussichten | |
Einzelbewertung | günstig | ungünstig-unzureichend | ungünstig-schlecht | ungünstig-schlecht |
Gesamtbewertung | ungünstig-schlecht |
Stand 2018
Weitere Informationen zu den Erhaltungszuständen der FFH-Lebensraumtypen erhalten Sie auf den Natura 2000-Internetseiten der LUBW.
Erhaltungszustand aller FFH-Lebensraumtypen in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB)
Beeinträchtigung von FFH-Gebieten Naturschutz-Praxis, Natura 2000: Beeinträchtigungen, Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen von Lebensraumtypen und Lebensstätten von Arten zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Baden-Württemberg - 1. Auflage 2002)
Steckbrief des Lebensraumtyps 6510 als PDF: PDF