FFH-Lebensraumtyp 7140 - Übergangs- und Schwingrasenmoore
Übergangs- und Schwingrasenmoore sind Lebensraumtypen auf teilweise grundwasserbeeinflussten, nährstoffarmen Standorten. Sie entstehen aus einer torfbildenden Vegetation, die sich im Wesentlichen aus torfmoosreichen Seggenrieden und Schwingrasen zusammensetzt. Eingeschlossen sind insbesondere die Verlandungsgürtel nährstoffarmer Gewässer mit Schnabelsegge. Kleinflächige Bestände dieses Typs kommen auch in Hochmoorkomplexen und Flachmooren vor.
Biotoptypen Baden-Württembergs
Folgende Biotoptypen für die freie Landschaft, den besiedelten Bereich oder die Wälder, mit ihren Schlüsselnummern sind dem FFH-Lebensraumtyp 7140 zugeordnet:- 31.20 - Natürliches Übergangs- oder Zwischenmoor
Eine ausführliche Beschreibung aller Biotoptypen ist enthalten im
Datenschlüssel Baden-Württemberg: "Arten, Biotope, Landschaft - Schlüssel zum Erfassen, Beschreiben, Bewerten".
- Verbände Rhynchosporion albae, Caricion lasiocarpae, Sphagno-Utricularion, Sphagnum-recurvum-Eriophorum angustifolium- Gesellschaft (Verband Caricion fuscae), Assoziation Caricetum rostratae (Verband Magno-caricion)
Kennzeichnende Pflanzenarten
- Fadenwurzel-Segge (Carex chordorrhiza)
- Schlamm-Segge (Carex limosa)
- Blasenbinse (Scheuchzeria palustris)
- Draht-Segge (Carex diandra)
- Schnabel-Segge (Carex rostrata)
- Fieberklee (Menyanthes trifoliata)
- Torfmoos-Arten (Sphagnum spp.)
Gesamtverbreitung
Der Lebensraumtyp 7140 ist fast in der gesamten Europäischen Union verbreitet. Großflächig fehlt er nur in der mediterranen Region in Frankreich und Griechenland sowie in der Steppen- und Schwarzmeerregion.
In Deutschland ist der Lebensraumtyp fast überall verbreitet, wobei sein Vorkommen in den alpinen Vorgebirgen besonders ausgeprägt ist. Die Hauptverbreitungsgebiete des Lebensraumtyps finden sich in den Mittelgebirgen, entlang von Seeufern und Teichen und in Hochmooren.
Verbreitung in Baden-Württemberg
Die Verbreitungsschwerpunkte der Übergangs- und Schwingrasenmoore liegen in den Naturräumen Oberschwäbisches Hügelland, Westallgäuer Hügelland sowie Grinden- schwarzwald und Enzhöhen. Weitere Vorkommen sind das Bodenseebecken, Hegau, Donau-Ablach-Platten, Riß-Aitrach-Platten, Baar, Hohenloher-Haller-Ebene, Sandstein-Odenwald, Mittlerer Schwarzwald, Südöstlicher Schwarzwald und Hochschwarzwald.
- 2018 gemeldete LRT-Gesamtfläche: 450 ha
- die Bestände des LRT liegen überwiegend in FFH-Gebieten
Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg
Das Verbreitungsgebiet des LRT 7140 ist stabil, in der Fläche ist jedoch eine Abnahme zu verzeichnen. Besonders kleinflächige Moorflächen sind stark von Eutrophierung betroffen und stehen zum Teil vor der Vernichtung. Aufgrund ihrer Kleinteiligkeit erschwert sich auch das Management. Nichtsdestotrotz gibt es Bemühungen wie die Moorschutzkonzeption, der Flächenabnahme entgegen zu wirken und die Struktur und Funktion der Moore zu verbessern. Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft eine Stabilisierung eintritt.
Rote Liste Biotoptypen | Schutzstatus | FFH-Richtlinie |
Baden-Württemberg | Baden-Württemberg | Anhang |
|
| I |
Stand 2019
Gefährdungsursachen
- Übergangs- und Schwingrasenmoore sind extrem empfindliche Ökosysteme, die i.d.R. durch geringste Handlungen stark beeinträchtigt werden können
- Jede Form der Entwässerung (auch im Umfeld); Veränderungen des standorttypischen Wasserregimes
- Nährstoff-, Pflanzenschutzmittel-, Schadstoffeintrag
- Freizeitaktivitäten (Wandern abseits markierter Wege, aufgrund besonders trittempfindlicher Vegetation, störungsempfindlicher Fauna)
- Nutzungsänderungen (z.B. Umwandlung in Grünland, Aufforstung)
- Torfabbau
- Habitatveränderungen oder Niederschlagsabnahme/ Trockenheit durch den Klimawandel
- Wiederherstellung des typischen Wasserregimes durch Wiedervernässung bei hydrologisch beeinträchtigten Beständen
- Erarbeiten von Zonierungskonzepten
- Lenkung von Freizeitaktivitäten (z.B. Reduktion auf naturkundliche Wanderungen mit fachlicher Führung, Lenkung durch Bohlenwege)
- Einrichtung von Pufferzonen zur Verhinderung von Nährund Schadstoffeinträgen Einrichtung von Pufferzonen zur Verhinderung von Nähr- und Schadstoffeinträgen
- Umsetzung der FFH-Richtlinie
- Naturschutzgroßprojekt „Pfrunger-Burgweiler Ried"
- LIFE+ Natur Projekt „Restauration von Habitaten im Federseemoor"
- Biosphärengebiet Schwäbische Alb
- landesweite Moorschutzkonzeption
FFH-Erhaltungszustand
Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Name sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems für die Lebensraumtypen des Anhangs I und die Arten des Anhangs II der Richtlinie. Außerdem werden die Erhaltungszustände der Lebensraumtypen und Arten (Anhang II, IV, V) überwacht.
FFH-Gebiete
Karten und Steckbriefe (mit Angabe der Flächengröße, den vorkommenden LRT und Arten etc.) zu den FFH-Gebieten erhalten Sie im Daten- und Kartendienst der LUBW.
Erhaltungszustand des Lebensraumtyps in Baden-Württemberg
Verbreitungsgebiet | Fläche | Strukturen und Funktionen | Zukunftsaussichten | |
Einzelbewertung | günstig | ungünstig-unzureichend | ungünstig-schlecht | ungünstig-schlecht |
Gesamtbewertung | ungünstig-schlecht |
Stand 2018
Weitere Informationen zu den Erhaltungszuständen der FFH-Lebensraumtypen erhalten Sie auf den Natura 2000-Internetseiten der LUBW.
Erhaltungszustand aller FFH-Lebensraumtypen in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB)
Beeinträchtigung von FFH-Gebieten Naturschutz-Praxis, Natura 2000: Beeinträchtigungen, Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen von Lebensraumtypen und Lebensstätten von Arten zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Baden-Württemberg - 1. Auflage 2002)