FFH-Lebensraumtyp 7230 - Kalkreiche Niedermoore

LRT 7230 Kalkreiches Niedermoor im NSG Schreckensee

Dieser Lebensraumtyp umfasst kalkreiche, nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Niedermoore und Sümpfe. Er ist gekennzeichnet durch eine niedrigwüchsige Seggen- und Binsenvegetation und Sumpfmoose an quelligen Standorten.

Biotoptypen Baden-Württembergs

Folgende Biotoptypen für die freie Landschaft, den besiedelten Bereich oder die Wälder, mit ihren Schlüsselnummern sind dem FFH-Lebensraumtyp 7230 zugeordnet:
  • 11.11 - Sickerquelle
  • 32.12 - Herzblatt-Braunseggen-Sumpf
  • 32.20 - Kleinseggen-Ried basenreicher Standorte

Eine ausführliche Beschreibung aller Biotoptypen ist enthalten im
Datenschlüssel Baden-Württemberg: "Arten, Biotope, Landschaft - Schlüssel zum Erfassen, Beschreiben, Bewerten".

 

Kennzeichnende Pflanzengesellschaften
  • Verband Caricion davallianae, Assoziation Par-nassio-Caricetum fuscae

Kennzeichnende Pflanzenarten

  • Davall-Segge (Carex davalliana)
  • Schwarzes Kopfried (Schoenus nigricans)
  • Rostrotes Kopfried (Schoenus ferrugineus)
  • Stumpfblütige Binse (Juncus subnodulosus)
  • Glanzkraut (Liparis loeselii)
  • Fleischrotes Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata)
  • Traunsteiners Knabenkraut (Dactylorhiza traunsteineri) und weitere Orchideen
  • Mehlprimel (Primula farinosa)
  • Blauer Sumpfstern (Swertia perennis)

Kalkreiche Niedermoore bieten Lebensraum für viele gefährdete Arten wie z.B. das Glanzkraut, das im Anhang II der FFH-Richtlinie als besonders schützenswert genannt ist. Diese Moore zählen zu den floristisch reichen Feuchtgebieten, vor allem die im Alpenvorland vorkommenden Kopfbinsenriede weisen eine hohe Zahl von Alpenarten auf wie z.B. das Alpen-Maßliebchen (Aster bellidiastrum). Kalkreiche Niedermoore sind nach Landesnaturschutzgesetz (NatSchG) bzw. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) geschützt.

Gesamtverbreitung

Kalkreiche Niedermoore sind in der Europäischen Union weit verbreitet. Großflächig fehlt der Lebensraumtyp in Portugal, der pannonischen Region Rumäniens und der Steppenregion. 

Kalkreiche Niedermoore sind in Deutschland in den Kalkgebieten der Mittelgebirge, im Norddeutschen Tiefland und den Alpenausläufern verbreitet. Besonders gut ausgeprägte Bestände können im Gebiet der Alpenausläufer und der Mecklenburger und Brandenburger Seenplatte gefunden werden.

VerbreitungskarteVerbreitung in Baden-Württemberg

Kalkreiche Niedermoore kommen schwerpunktmäßig in den Naturräumen Hegau, Bodenseebecken, Westallgäuer Hügelland, Donau-Ablach-Platten und Riß-Aitrach-Platten vor. Weitere Vorkommen gibt es im Oberschwäbischen Hügelland, Adelegg, Hügelland der unteren Riß, Unteren Illertal, Donauried, Baar-Alb, Oberen Donautal, in der Mittleren Flächenalb, im Südwestlichen Albvorland, Schurwald, Welzheimer Bergen, Alb-Wutach-Gebiet, Baar, Oberen Gäue, Hochschwarzwald, Kaiserstuhl und in der Offenburger Rheinebene.
  • 2018 gemeldete LRT-Gesamtfläche: 280 ha
  • der überwiegende Teil der Bestände des LRT liegt in FFH-Gebieten

Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg

Das Verbreitungsgebiet Kalkreicher Niedermoore hat sich seit 1994 wahrscheinlich verringert. Die LRT-Fläche ist v.a durch die Aufgabe der Grünlandnutzung, die Entwässerung der Standorte und der anschließenden Nutzungsintensivierung zurückgegangen. Trotz der Lage vieler Bestände in FFH- und Schutzgebieten sind durch anhaltende Beeinträchtigungen und nicht optimaler Pflege die Zukunftsaussichten unzureichend.

Rote Liste Biotoptypen Schutzstatus FFH-Richtlinie
Baden-Württemberg Baden-Württemberg Anhang
  • Biotoptyp 11.11: gefährdet
  • gesetzlich geschützte Biotope nach NatSchG bzw. BNatSchG
I

Stand 2019

Gefährdungsursachen

  • Veränderung des standorttypischen Wasserregimes (z.B. durch Anlage und Erweiterung von Drainagen, Wasserentnahme für Viehtränken)
  • Nährstoff-, Pflanzenschutzmittel-, Schadstoffeintrag
  • Nutzungsänderungen (z.B. Umbruch, Aufforstung, Aufgabe der Nutzung)
  • Nutzungsintensivierung (insbesondere der Einsatz von phosphathaltigen Düngern)
  • Verfüllungen oder Abgrabungen
  • Befahren mit serienmäßig bereiften, schweren Traktoren 
Schutzmaßnahmen
  • Wiedervernässung von: durch Entwässerung beeinträchtigten Flächen
  • Extensivierung intensiv landwirtschaftlich genutzter Bereiche im Umfeld
  • Einrichtung von Pufferzonen zur Verhinderung von Nähr- und Schadstoffeinträgen
  • Bei verbuschenden Beständen: ggf. Entfernen von Gehölzaufwuchs
Schutzprojekte
  • Umsetzung der FFH-Richtlinie
  • Naturschutzgroßprojekt „Pfrunger-Burgweiler Ried" 
  • LIFE+ Natur Projekt „Restauration von Habitaten im Federseemoor"
  • landesweite Moorschutzkonzeption

FFH-Erhaltungszustand

Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Name sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems für die Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhangs II der Richtlinie. Außerdem werden die Erhaltungszustände der Lebensraumtypen und Arten (Anhang II, IV, V) überwacht.

FFH-Gebiete

Linksymbol zum Daten- und Kartendienst der LUBWKarten und Steckbriefe (mit Angabe der Flächengröße, den vorkommenden LRT und Arten etc.) zu den FFH-Gebieten erhalten Sie im Daten- und Kartendienst der LUBW.

 

Erhaltungszustand des Lebensraumtyps in Baden-Württemberg

  Verbreitungs­gebiet Fläche Strukturen und Funktionen Zukunfts­aussichten
Einzelbewertung ungünstig-unzureichend ungünstig-unzureichend ungünstig-schlecht ungünstig-schlecht
Gesamtbewertung ungünstig-schlecht

Stand 2018

Weitere Informationen zu den Erhaltungszuständen der FFH-Lebensraumtypen erhalten Sie auf den Natura 2000-Internetseiten der LUBW.

Erhaltungszustand aller FFH-Lebensraumtypen in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB)

Beeinträchtigung von FFH-Gebieten Naturschutz-Praxis, Natura 2000: Beeinträchtigungen, Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen von Lebensraumtypen und Lebensstätten von Arten zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Baden-Württemberg - 1. Auflage 2002)

Steckbrief des Lebensraumtyps 7230 als PDF: PDF