FFH-Lebensraumtyp 8150 - Silikatschutthalden
In tieferen Lagen (bis zur montanen Höhenstufe) sind die Silikatschutthalden des Lebensraumtyps 8150 zu finden, die sich in der Vegetationszusammensetzung von denen des Lebensraumtyps 8110 unterscheiden, da ihnen der Krause Rollfarn fehlt.
Biotoptypen Baden-Württembergs
Folgender Biotoptyp für die freie Landschaft, den besiedelten Bereich oder die Wälder, mit seiner Schlüsselnummer ist dem FFH-Lebensraumtyp 8150 zugeordnet:
- 21.30 – Offene natürliche Gesteinshalde
Eine ausführliche Beschreibung aller Biotoptypen ist enthalten in der LUBW-Publikation
Datenschlüssel Baden-Württemberg: „Arten, Biotope, Landschaft – Schlüssel zum Erfassen, Beschreiben, Bewerten".
Kennzeichnende Pflanzengesellschaften
- Ordnung Galeopsietalia segetum; zahlreiche Moos- und Flechtengesellschaften
Kennzeichnende Pflanzenarten
- Gelber Hohlzahn (Galeopsis segetum)
- Lanzettblättriges Weidenröschen (Epilobium lanceolatum)
- Klebriges Greiskraut (Senecio viscosus)
- diverse Moose und Flechten
Offene natürliche Gesteinshalden bieten je nach Materialgröße verschiedene Standortbedingungen für viele hochspezialisierte Arten. Silikatschutthalden sind nach Landesnaturschutzgesetz (NatSchG) bzw. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) geschützt.
Gesamtverbreitung
Das Verbreitungsgebiet der Silikatschutthalden liegt EU-weit vor allem in den Mitteleuropäischen Mitgliedstaaten. Das südlichste Vorkommen des Lebensraumtyps findet sich auf Korsika.
Silikatschutthalden sind in Deutschland besonders in den Mittelgebirgen wie Eifel, Hunsrück, Westerwald, Schwarzwald, Erzgebirge oder Thüringisch-Fränkischen Mittelgebirge verbreitet.
Verbreitung in Baden-Württemberg
Die Schwerpunktvorkommen liegen im Hochschwarzwald. Weitere Vorkommen befinden sich in den Naturräumen Nördlicher Talschwarzwald, Grindenschwarzwald und Enzhöhen, Südöstlicher und Mittlerer Schwarzwald, Sandstein-Spessart sowie Sandstein-Odenwald. In Hochlagen kommt er nur im Hochschwarzwald am Feldberg und Belchen vor. 2018 beträgt die gemeldete LRT-Gesamtfläche 340 ha. Der überwiegende Teil der Bestände des LRT liegt in FFH-Gebieten.
Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg
Das Verbreitungsgebiet und die Fläche der Silikatschutthalden hat sich zwischen 1994 und 2018 nicht wesentlich verändert. Die Zukunftsaussichten sind gut, da ein gesetzlicher Schutz vorliegt und das Zuwachsen mit Gehölzen durch Pflegemaßnahmen verhindert werden kann.
Rote Liste Biotoptypen | Schutzstatus | FFH-Richtlinie |
Baden-Württemberg | Baden-Württemberg | Anhang |
| I |
Stand 2019
Gefährdungsursachen
- Zerschneidung durch Wegebaumaßnahmen
- Abbau von Schottermaterial
- Überdeckung mit Bodenmaterialien
- Intensive Freizeitaktivitäten (z. T. Anlage von Zuwegungen zu Kletterfelsen)
- Ablagerungen (z. B. Schlagabraum, Rindenabfälle, Schnittgut, Gartenabfälle, landwirtschaftliche Abfälle etc.)
- Aufforstung
Schutzmaßnahmen
- Bei anthropogen veränderten Flächen: Entfernen nicht lebensraumtypischer Gehölze von der Halde und aus dem nahen Umfeld soweit Beeinträchtigungen der Standortbedingungen wie Beschattung, Veränderung der Bodenchemie durch Akkumulation schwer zersetzbarer Streu etc. erkennbar sind
- Konzepte zur Besucherlenkung (z. B. Sperrung und/oder Rückbau vorhandener Wege aus dem Lebensraumtyp und Verlegung von Zugängen zu Kletterfelsen)
- Einrichtung von Pufferzonen insbesondere zur Reduktion möglicher mechanischer Beeinträchtigungen
Schutzprojekte
- Umsetzung der FFH-Richtlinie
FFH-Erhaltungszustand
Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Name sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems für die Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhangs II der Richtlinie. Außerdem werden die Erhaltungszustände der Lebensraumtypen und Arten (Anhang II, IV, V) überwacht.
FFH-Gebiete
Karten und Steckbriefe (mit Angabe der Flächengröße, den vorkommenden LRT und Arten etc.) zu den FFH-Gebieten erhalten Sie im Daten- und Kartendienst der LUBW.
Erhaltungszustand des Lebensraumtyps in Baden-Württemberg
Verbreitungsgebiet | Fläche | Strukturen und Funktionen | Zukunftsaussichten | |
Einzelbewertung | günstig | günstig | günstig | günstig |
Gesamtbewertung | günstig |
Stand 2018
Weitere Informationen zu den Erhaltungszuständen der FFH-Lebensraumtypen erhalten Sie auf den Natura 2000-Internetseiten der LUBW.
Erhaltungszustand aller FFH-Lebensraumtypen in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB)
LUBW-Fachpublikation „Beeinträchtigung von FFH-Gebieten Naturschutz-Praxis, Natura 2000: Beeinträchtigungen, Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen von Lebensraumtypen und Lebensstätten von Arten zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Baden-Württemberg - 1. Auflage 2002)
Steckbrief des Lebensraumtyps 8150 als PDF: PDF