FFH-Lebensraumtyp 8160* - Kalkschutthalden*

LRT 8160 Kalkschutthalde im Odenwald

Der Lebensraumtyp der natürlichen und naturnahen Kalk- (und Mergel-) Schutthalden des Hügel- und Berglandes weist eine vielfältige Artenzusammensetzung auf. Je nach Gesteinsgröße und Nachlieferung von weiterem Schutt durch Erosion entstehen in den Hohlräumen mikroklimatische Bedingungen, die den Lebensraum für anspruchsvolle und spezialisierte Arten prägen. 

Biotoptypen Baden-Württembergs

Folgende Biotoptypen für die freie Landschaft, den besiedelten Bereich oder die Wälder, mit ihren Schlüsselnummern sind dem FFH-Lebensraumtyp 8160 zugeordnet:

  • 21.30 - Offene natürliche Gesteinshalde

Eine ausführliche Beschreibung aller Biotoptypen ist enthalten im
Datenschlüssel Baden-Württemberg: "Arten, Biotope, Landschaft - Schlüssel zum Erfassen, Beschreiben, Bewerten".

Kennzeichnende Pflanzengesellschaften
  • Ordnung Stipetalia calamagrostis, Verband Petasition paradoxi; zahlreiche Moos- und Flechtengesellschaften

Kennzeichnende Pflanzenarten

  • Ruprechtsfarn (Gymnocarpium robertianum)
  • Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis)
  • Schildampfer (Rumex scutatus)
  • Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria)
  • Schmalblättriger Hohlzahn (Galeopsis angustifolia)
  • verschiedene Moose wie Campylium chrysophyllum, Homalothecium lutescens, Neckera crispa

Der Lebensraumtyp befindet sich - insbesondere im Karst - durch die starken Erosionsprozesse in ständiger Umformung. Diese sich kleinräumig stets ändernden ökologischen Bedingungen bieten ein reiches Lebensraum-Mosaik für zahlreiche hochspezialisierte, oft gefährdete Arten. Kalkschutthalden sind nach Landesnaturschutzgesetz (NatSchG) bzw. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) geschützt.

Gesamtverbreitung

Kalkschutthalden kommen in der EU vor allem in den Mitteleuropäischen Mitgliedstaaten vor. Ihr südlichstes Vorkommen findet sich auf Sizilien.

Kalkschutthalden kommen in Deutschland in den tiefer gelegenen Bereichen der (Kalk-)Alpen und der Mittelgebirge mit Kalkgestein vor. Ihre Hauptverbreitungsgebiete sind die Schwäbisch und Fränkische ab, die Rhön und das Thüringer Bergland.

VerbreitungskarteVerbreitung in Baden-Württemberg

Kalkschutthalden treten in den Naturräumen Hohe Schwabenalb, Mittlere Kuppenalb, Mittlere Flächenalb, Albuch und Härtsfeld, Mittleres Albvorland, Südwestliches Albvorland, Baaralb, Hegau-Alb, Oberes Donautal, Alb-Wutach-Gebiet und Bergstraße auf.
  • 2018 gemeldete LRT-Gesamtfläche: 100 ha
  • der Großteil der Bestände des LRT liegt in FFH-Gebieten

Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg

Für den Zeitraum zwischen 1994 und 2018 wird keine Veränderung der Verbreitung und Fläche von Kalkschutthalden angenommen. Die Zukunftsaussichten sind gut, da durch Pflegemaßnahmen das Zuwachsen mit Gehölzen verhindert werden kann.

Rote Liste Biotoptypen Schutzstatus FFH-Richtlinie
Baden-Württemberg Baden-Württemberg Anhang
 
  • gesetzlich geschützte Biotope nach NatSchG bzw. BNatSchG
I

Stand 2019

Gefährdungsursachen

  • Zerschneidung durch Wegebaumaßnahmen
  • Abbau von Schottermaterial
  • Ablagerungen (z.B. Schlagabraum, Rindenabfälle, Schnittgut, Gartenabfälle, landwirtschaftliche Abfälle etc.)
  • Überdeckung mit Bodenmaterialien
  • Intensive Freizeitaktivitäten (z.T. Anlage von Zuwegungen zu Kletterfelsen)
  • Aufforstung
Schutzmaßnahmen
  • Bei anthropogen veränderten Flächen: Entfernen nicht lebensraumtypischer Gehölze von der Halde und aus dem nahen Umfeld soweit Beeinträchtigungen der Standortbedingungen wie Beschattung, Veränderung der Bodenchemie durch Akkumulation schwer zersetzbarer Streu etc. erkennbar sind
  • Konzepte zur Besucherlenkung (z.B. Sperrung und/oder Rückbau vorhandener Wege aus dem Lebensraumtyp und Verlegung von Zugängen zu Kletterfelsen)
  • Einrichtung von Pufferzonen insbesondere zur Reduktion möglicher mechanischer Beeinträchtigungen
Schutzprojekte
  • Umsetzung der FFH-Richtlinie
  • Biosphärengebiet Schwäbische Alb

FFH-Erhaltungszustand

Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Name sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems für die Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhangs II der Richtlinie. Außerdem werden die Erhaltungszustände der Lebensraumtypen und Arten (Anhang II, IV, V) überwacht.

FFH-Gebiete

Linksymbol zum Daten- und Kartendienst der LUBW

Karten und Steckbriefe (mit Angabe der Flächengröße, den vorkommenden LRT und Arten etc.) zu den FFH-Gebieten erhalten Sie im Daten- und Kartendienst der LUBW.

 

Erhaltungszustand des Lebensraumtyps in Baden-Württemberg

  Verbreitungs­gebiet Fläche Strukturen und Funktionen Zukunfts­aussichten
Einzelbewertung günstig günstig günstig günstig
Gesamtbewertung günstig

Stand 2018

Weitere Informationen zu den Erhaltungszuständen der FFH-Lebensraumtypen erhalten Sie auf den Natura 2000-Internetseiten der LUBW.

Erhaltungszustand aller FFH-Lebensraumtypen in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB)

Beeinträchtigung von FFH-Gebieten Naturschutz-Praxis, Natura 2000: Beeinträchtigungen, Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen von Lebensraumtypen und Lebensstätten von Arten zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Baden-Württemberg - 1. Auflage 2002)

Steckbrief des Lebensraumtyps 8160 als PDF: PDF