FFH-Lebensraumtyp 91D0* - Moorwälder*

LRT 91D0 Moorwälder

Dieser Lebensraumtyp umfasst Nadel- und Laubwälder auf feuchtnassem Torfsubstrat. Die Standortbedingungen sind durch Nährstoffarmut und einen hohen Grundwasserstand gekennzeichnet. Man trifft diese Waldtypen im Bereich von Hoch- und Übergangsmooren sowie sauren Niedermooren an. Dabei bilden sie je nach Bodensubstrat und anstehendem Grundwasserspiegel charakteristische Moorrandwälder oder überziehen als lockerer Bestand das ganze Moor. Die Begleitvegetation besteht in der Regel aus Torfmoos-Arten und Zwergsträuchern. In Baden-Württemberg kommen als Ausprägungen der Fichten-Spirken-Moorwald, der Waldkiefern-Moorwald, der Moorbirken-Moorwald und vereinzelt der Latschen-Moorwald vor. 

Biotoptypen Baden-Württembergs

Folgende Biotoptypen für die freie Landschaft, den besiedelten Bereich oder die Wälder, mit ihren Schlüsselnummern sind dem FFH-Lebensraumtyp 91D0 zugeordnet:
  • Schlüsselzahl Waldbiotopkartierung (LUBW-Schlüssel)
  • 30 (51.20) - Rauschbeeren-Fichten-Wald
  • 31 (51.10) - Rauschbeeren-Kiefern-Moorwald, hierzu gehören der Bergkiefern- Moorwald (51.11) und der Waldkiefern-Moorwald (51.12)

Eine ausführliche Beschreibung aller Biotoptypen ist enthalten im
Datenschlüssel Baden-Württemberg: "Arten, Biotope, Landschaft - Schlüssel zum Erfassen, Beschreiben, Bewerten".

 

Kennzeichnende Pflanzengesellschaften
  • Vaccinio uliginosi- Betuletum pubescentis; Vaccinio uliginosi-Pinetum sylvestris; Vaccinio uliginosi- Pinetum rotundatae; Bazzanio- Piceetum; Pino mugo-Sphagnetum magellanici

Kennzeichnende Pflanzenarten

  • Moorbirke (Betula pubescens)
  • Moor-Kiefer (Pinus mugo ssp. rotundata)
  • Fichte (Picea abies)
  • Rauschbeere (Vaccinium uliginosum)
  • Moosbeere (Vaccinium oxycoccos)
  • Blaues Pfeifengras (Molinea caerulea)
  • Rosmarinheide (Andromeda polifolia)
  • Torfmoosarten (Sphagnum spp.)
  • Faulbaum (Frangula alnus)
  • Graue Segge (Carex canescens)
  • Stern-Segge (Carex echinata)
  • Schnabel-Segge (Carex rostrata)
  • Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum)

Die Moorwälder zählen zu den seltenen naturnahen Waldgesellschaften. Oftmals kommen verschiedene Moorgesellschaften in enger räumlicher Verzahnung vor. Die lichten Ränder sind im Schwarzwald wichtige Balzplätze für das Auerhuhn. Einige Schmetterlinge wie der Wachtelweizen-Scheckenfalter (Mellicta athalia) und der Grüne Zipfelfalter (Callophrys rubi) weisen eine Bindung an Moorwälder auf. Moorwälder sind nach Landesnaturschutzgesetz (NatSchG) bzw. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) geschützt.

Gesamtverbreitung

Moorwälder sind in der EU vor allem in den Staaten Nord- und Mitteleuropas in der alpinen, borealen, atlantischen und  kontinentalen Region verbreitet.

Moorwälder kommen in Deutschland nur auf nicht feuchten Torfsubstraten am Randbereich von Hochmooren oder Übergangsmooren. In einigen Gebieten kann auch das gesamte  Moor mit Moorwald bedeckt sein.

VerbreitungskarteVerbreitung in Baden-Württemberg

Moorwälder kommen in Baden-Württemberg schwerpunktmäßig in den Naturräumen Grindenschwarzwald und Enzhöhen, Westallgäuer Hügelland und Oberschwäbisches Hügel- und Moorland vor. Weitere Vorkommen gibt es in den Naturräumen Donau-Ablach-Platten, Riß-Aitrach-Platten, Neckar-und-Tauber-Gäuplatten, Hegau, Bodenseebecken, Mittlerer Schwarzwald, Südöstlicher Schwarzwald, Schwarzwald-Randplatten, Baar und Hochschwarzwald.
  • 2018 gemeldete LRT-Gesamtfläche: 1.820,6 ha
  • die Bestände des LRT liegen zu großen Teilen innerhalb von FFH-Gebieten

Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg

Das Verbreitungsgebiet und die Fläche der Moorwälder hat sich in den letzten Jahren nicht verändert. Die Zukunftsaussichten des Lebensraumtyps in Baden-Württemberg sind jedoch weniger gut. Teile der Moorwälder sind durch frühere Entwässerungsmaßnahmen beeinträchtigt, sodaß deren weitere Entwicklung nicht ausschließlich positiv beurteilt werden kann.

Rote Liste Biotoptypen Schutzstatus FFH-Richtlinie
Baden-Württemberg Baden-Württemberg Anhang
  • Biotoptyp 30 (51.20) : Vorwarnliste
  • Biotoptyp 51.11 : gefährdet
  • Biotoptyp 51.12 : gefährdet
  • gesetzlich geschützte Biotope nach NatSchG bzw. BNatSchG
I

Stand 2019

Gefährdungsursachen

  • Jede Form der Entwässerung (auch im Umfeld); Veränderungen des standorttypischen Wasserregimes
  • Veränderung der Artzusammensetzung durch natürliche Sukzession
Schutzmaßnahmen
  • Wiedervernässung
  • Weitgehender Nutzungsverzicht
  • Vorwaldstadien auf renaturierungsfähigen, degenerierten Hochmoorstandorten (Lebensraumtyp 7120) können gegebenenfalls zu offenen Hochmoorflächen entwickeltwerden
  • Erarbeiten von Nutzungs- und Zonierungskonzepten (z.B. Kernzonen ohne jegliche Nutzung und Bereiche mit eingeschränkter forstwirtschaftlicher Nutzung)
  • Einrichtung von Pufferzonen zur Verhinderung von Nähr- und Schadstoffeinträgen
  • Förderung lebensraumtypischer Gehölze
Schutzprojekte
  • Umsetzung der FFH-Richtlinie
  • Naturschutzgroßprojekt „Pfrunger-Burgweiler Ried" 
  • LIFE+ Natur Projekt „Restauration von Habitaten im Federseemoor"

FFH-Erhaltungszustand

Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Name sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems für die Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhangs II der Richtlinie. Außerdem werden die Erhaltungszustände der Lebensraumtypen und Arten (Anhang II, IV, V) überwacht.

FFH-Gebiete

Linksymbol zum Daten- und Kartendienst der LUBW

Karten und Steckbriefe (mit Angabe der Flächengröße, den vorkommenden LRT und Arten etc.) zu den FFH-Gebieten erhalten Sie im Daten- und Kartendienst der LUBW.


Erhaltungszustand des Lebensraumtyps in Baden-Württemberg

  Verbreitungs­gebiet Fläche Strukturen und Funktionen Zukunfts­aussichten
Einzelbewertung günstig ungünstig- unzureichend günstig ungünstig-unzureichend
Gesamtbewertung ungünstig-unzureichend

Stand 2018

Weitere Informationen zu den Erhaltungszuständen der FFH-Lebensraumtypen erhalten Sie auf den Natura 2000-Internetseiten der LUBW.

Erhaltungszustand aller FFH-Lebensraumtypen in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB)

Beeinträchtigung von FFH-Gebieten Naturschutz-Praxis, Natura 2000: Beeinträchtigungen, Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen von Lebensraumtypen und Lebensstätten von Arten zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Baden-Württemberg - 1. Auflage 2002)

Steckbrief des Lebensraumtyps 91D0 als PDF: PDF