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Die Kleine Flussmuschel (Unio crassus) - komplizierte Fortpflanzung
So schnell kann es gehen: Noch Mitte des 20. Jahrhunderts galt die Kleine Flussmuschel – auch Gemeine Flussmuschel oder Bachmuschel genannt – als häufigste einheimische Fließgewässermuschel. Doch heute ist Unio crassus in vielen Regionen ausgestorben. Und wo sie noch vorkommt, sind die Populationen oft gewaltig reduziert und überaltert. Denn allerorten fehlt es dieser Art, die hierzulande bis zu 30 Jahre und in Nordeuropa gar bis zu 90 Jahre alt wird, an Nachwuchs.
Das mag mit der ausgeklügelten Fortpflanzungsstrategie dieser sechs bis sieben Zentimeter langen Weichtiere zusammenhängen: Die aus den Eiern schlüpfenden Muschellarven heften sich an einen geeigneten Wirtsfisch an, und zwar bevorzugt im Kiemenbereich. Nach 20 bis 30 Tagen des Parasitentums fallen sie ab und entwickeln sich in den kommenden drei bis vier Jahren zu erwachsenen Muscheln. Anmerkung am Rande: eine Fischart, der Bitterling, hat den Spieß umgedreht.
Er legt seine Eier in Flussmuscheln sowie vor allem in die mit ihr verwandte Teichmuschel.
Wie können wir dieser Art helfen?
Da die Flussmuschel bis auf den Fischotter keine nennenswerten natürlichen Feinde hat, ist für ihren gravierenden Rückgang vor allem die Gewässerverschmutzung verantwortlich. So wird beispielsweise durch zu hohe Schwebstofffracht das für die Muscheln wichtige Lückensystem in der Gewässersohle verstopft. Auch sind diejenigen Fischarten stark zurückgegangen, die für die komplizierte Fortpflanzung der Muscheln herhalten müssen.
Gewässerreinhaltung und die Pflege natürlicher Fischbestände sind daher eine wichtige Hilfe für die Muschel. Da die Kleine Flussmuschel hochgradig bedroht ist, müssen speziell für sie europaweit geeignete Schutzgebiete ausgewiesen und Artenschutzprojekte umgesetzt werden – was derzeit in Baden-Württemberg im Rahmen des Artenschutzprogrammes (ASP) auch getan wird. Landesweit sind bisher sieben Lokalvorkommen erfasst worden, fünf davon werden aktuell durch gezielte Pflegeeinsätze gestützt.
Möchten Sie aktiv werden für die Kleine Flussmuschel?
Bei Besatzmaßnahmen sollten Angelvereine darauf achten, dass nicht nur gebietsfremde und oft für die ursprünglichen Muschelpopulationen ungeeignete Wirtsfische – beispielsweise Regenbogenforellen – eingesetzt werden.
Vielleicht hilft es auch, bereits mit Jungmuscheln „geimpfte“ Wirtsfische einzusetzen.