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Der Kleinling (Anagallis minima) - ein unscheinbarer Ackerbewohner
Man muss schon genau hinsehen, will man den Kleinling entdecken – schließlich macht er seinem Namen alle Ehre: Meist nur zwei bis fünf Zentimeter ist er hoch.
Und wenn er sich ausnahmsweise mal auf acht oder gar zehn Zentimeter emporschwingt, fällt er im Acker auch nicht weiter auf. Dort ist nämlich sein bevorzugter Lebensraum, daher heißt Anagallis minima auch Acker-Kleinling. Oft kommt er nur einzeln oder in lockeren Gruppen vor, weshalb er leicht übersehen wird.
So unscheinbar wie die ganze Pflanze sind auch die kleinen Blüten in den Blattachseln, die von Mitte/Ende Juni bis in den September hinein erscheinen: Sie öffnen sich kaum und brauchen keine Bienen- oder sonstige Hilfe, weil sie sich kurzerhand selbst bestäuben. Samen produziert die Pflanze allerdings reichlich, was auch nötig ist, um rasch mit Hilfe des Windes an neu entstandenen Feldern und anderen möglichen Wuchsorten einwandern zu können.
Wie können wir dieser Art helfen?
Weil der Kleinling so leicht zu übersehen ist, lässt sich seine Bedrohung nur schwer abschätzen. Er ist in Baden-Württemberg aber offensichtlich gerade in seinen bevorzugten Lebensräumen am Oberrhein und am Neckar deutlich zurückgegangen, weshalb er heute als gefährdet gilt. Das dürfte in erster Linie mit der intensiveren Bewirtschaftung der Äcker zusammenhängen: In stärker gedüngten Feldern wachsen die Halme dichter, es bleibt weniger Platz für den Kleinling.
Und feuchte, im Winter manchmal flach überschwemmte Felder oder Sumpfwiesen mit offenen Stellen werden in unserer Kulturlandschaft ebenfalls immer seltener. Geschadet hat dieser Art sicherlich auch der Wechsel vom Getreide- zum intensiven Maisanbau.
Eine ökologisch orientierte, möglichst extensiv betriebene Bewirtschaftung von Getreidefeldern hilft daher sicherlich auch dem Kleinling und bietet dieser Pflanzenart wohl die besten Aussichten auf eine sichere Zukunft.
Nutzen ziehen kann der Kleinling sicher auch aus staatlich geförderten Hilfsprogrammen wie der Flächenstilllegung oder sogenannten Ackerrandstreifenprogrammen. Solche Maßnahmen sollten idealerweise nicht nur in Landschaften erfolgen, in denen sich Landwirtschaft immer weniger lohnt, sondern auch eingestreut in die Kerngebiete intensiver Lebensmittel-Produktion.
Möchten Sie aktiv werden für den Kleinling?
Wenn Sie ökologisch produzierte Lebensmittel bevorzugen, dann fördern Sie damit auch einen Landbau, der so unscheinbaren Ackerpflanzen wie dem Kleinling eine Überlebenschance lässt. Gerade für diese eher unscheinbare Pflanze, die unsere Kulturlandschaft seit Jahrhunderten begleitet, liegt darin möglicherweise die bedeutendste Hilfsmöglichkeit für den Einzelnen. Einen ersten Schritt haben Sie sicher jedoch schon damit getan, wenn Sie von der Existenz und den Problemen dieser ‚Zeitgenossen’ Kenntnis genommen haben.