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Der Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) - ein bulliger Kerl mit kräftigem Biss
Ein bisschen erinnert der Warzenbeißer mit seinem dicken Kopf, seinem kräftigen Nacken und der bulligen Gestalt an den legendären bayerischen Politiker Franz Josef Strauß. Und kräftig zubeißen kann die zu den Langfühlerschrecken gehörende Heuschrecke auch, und zwar nicht nur, wenn es um den Fang anderer Insekten geht. Das kann man sogar zu spüren bekommen, wenn man Decticus verrucivorus fangen will – dann wehrt er sich mit Bissen und seinem bräunlichen, ätzenden Verdauungssaft. Wobei er genau diesem Verhalten seinen Namen zu verdanken hat: Unsere Vorfahren ließen ihn nämlich in ihre Warzen beißen in der Hoffnung auf Heilung. Die haben übrigens auch schon beobachtet, dass der Warzenbeißer ein Sonnenanbeter ist: Er singt – genauer striduliert – in der Regel nur, wenn die Sonne scheint und es mindestens 23 bis 25 Grad warm ist.
Wie können wir dieser Art helfen?
Heute muss man sich schon anstrengen, wollte man einen Warzenbeißer für seine Warzen fangen – was man aber tunlichst unterlassen sollte, schließlich steht er auf der Roten Liste bedrohter Tierarten. Dazu kam es, weil der Mensch massiv Druck auf seine Lebensräume ausgeübt hat: Heideflächen auf der Schwäbischen Alb und extensiv genutzte Weidwiesen für Rinder im Schwarzwald haben in unserer modernen Agrarwirtschaft eben kaum mehr Platz. Immerhin kommt er hier teilweise noch vergleichsweise häufig vor.
Dagegen sind seine Vorkommen in Oberschwaben auf die wenigen Reste der ehemals ausgedehnten Streuwiesen und Moorflächen beschränkt. Will man dem Warzenbeißer helfen, muss man diese extensiv genutzten Flächen erhalten. Das Programm Marktentlastung- und Kulturlandschaftsausgleich (MEKA), hat den Erhalt und die Pflege der Kulturlandschaft genauso zum Ziel wie die Einführung oder Beibehaltung umweltschonender extensiver und marktentlastender Erzeugungspraktiken.
Damit dient es der Existenzsicherung einer ausreichenden Anzahl bäuerlicher Betriebe zur Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft. Speziell auf der Schwäbischen Alb laufen Programme zur Förderung der Schafbeweidung und im Schwarzwald zum Erhalt des typischen Schwarzwaldrindes, dem so genannten Hinterwälder.
Baden-Württemberg hat den Warzenbeißer in das Artenschutzprogramm (ASP) aufgenommen. 21 Lokalpopulationen wurden durch Spezialisten erfasst und bei über zehn sind bereits konkrete Pflegeeinsätze am Laufen.
Möchten Sie aktiv werden für den Warzenbeißer?
Dazu können Sie beitragen, etwa wenn Sie bei Ihrem nächsten Ausflug in den Schwarzwald heimisches Rind essen oder auf der Alb Lamm vom örtlichen Schäfer. Sie können sich aber auch bei Pflegeeinsätzen engagieren, wenn es darum geht, Heideflächen und Weidwiesen offen zuhalten.