Motivation, Ziele und Nutzen

Der Umgebungslärm ist in den letzten Jahrzehnten zu einer allgegenwärtigen Belastung geworden. Nach repräsentativen Umfragen wird in Baden-Württemberg der Lärm als wichtigstes Umweltproblem angesehen. Der Straßenverkehr hat daran den größten Anteil. Lärm ist jedoch nicht nur eine Quelle von Belästigungen und Ärger, sondern auch Ursache negativer gesundheitlicher Wirkungen. Zu nennen sind Störungen des seelischen und körperlichen Wohlbefindens, Beeinträchtigungen der Konzentration und des Lernens sowie Schlafstörungen. Darüber hinaus ist unstrittig, dass psychosomatische und herzkreislaufbedingte Krankheiten durch Lärm ausgelöst oder negativ beeinflusst werden. Rund 12 Prozent der Bevölkerung sind Lärmpegeln von über 65 dB(A) ausgesetzt. Ab diesem Schwellenwert muss mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen gerechnet werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch Lärm verursacht werden. Diese sind zum einen durch die direkten Kosten der Lärmsanierung bedingt. Zum anderen können permanente Lärmbelastungen dazu führen, dass der Wohnwert einzelner Gebäude, ganzer Straßenzüge und Wohnviertel gemindert wird. Darüber hinaus entstehen nicht unerhebliche Gesundheitskosten durch den Lärm. Es ist deshalb sinnvoll, insbesondere den Verkehrslärm möglichst von vornherein zu vermeiden oder zu vermindern. Bei der Lärmaktionsplanung sollen daher vorbeugende Lärmminderungsmaßnahmen an vorderster Stelle der Überlegungen stehen. Lärmminderung an der Quelle macht teure Maßnahmen am Lärmausbreitungsweg überflüssig.

Mit Hilfe der Lärmaktionsplanung können vielschichtige Lösungen angestrebt und ganzheitliche Ansätze verfolgt werden. Der Lärmaktionsplan stellt ein Maßnahmenkonzept zur Verfügung, auf das im Rahmen der Flächennutzungs- und Verkehrsentwicklungsplanung sowie der Bauleitplanung zurückgegriffen werden kann. Durch eine gute Integration mit den genannten Fachplanungen sowie mit der Stadtplanung kann eine Verringerung des Aufwands und der Kosten insgesamt erreicht werden.

Im Rahmen der Lärmaktionsplanung ist eine umfassende Information und Mitwirkung der Bürger vorgesehen. Zeitgemäße und professionell organisierte Beteiligungsformen bewirken einen beträchtlichen Imagegewinn für die Stadt und die kommunale Politik bis hin zum Stadt- und Standortmarketing. Kommunalen Entscheidungsträgern wird eine gute Übersicht über lärmbelastete sowie über ruhige Gebiete und damit über die Lebensqualität in ihrer Gemeinde gegeben. Hierdurch wird eine schnelle erste Einschätzung ermöglicht, ob beispielsweise bestimmte Wohnbauvorhaben an den vorgesehenen Standorten konfliktfrei angesiedelt werden können.

In der Regel haben Lärmminderungsmaßnahmen auch positive Wirkungen auf andere Immissionsfaktoren wie Luftschadstoffe und Erschütterungen. Verkehrsberuhigende Maßnahmen können außerdem zu einer höheren Verkehrssicherheit beitragen. Gemeinsames Ziel aller Planungen sollte eine bessere Lebensqualität in den Kommunen sein.